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Ingenieur wickelt gestellte
Unfälle als Gutachter ab

Gemeinsam mit Hintermännern 52 000 Mark kassiert


Bielefeld (uko). Unter dem Deckmantel seines Arbeitgebers soll ein Angestellter eines renommierten Bielefelder Gutachterbüros Versicherungen geschädigt haben. Der 35-jährige Ingenieur ist jetzt von der Staatsanwaltschaft unter Anklage gestellt worden. Eine Termin für die Verhandlung vor dem Landgericht Bielefeld steht noch nicht fest.
Es soll sich nach der Anklage von Oberstaatsanwalt Klaus-Detlef Roewer um Taten aus den Jahren 1999 bis 2001 handeln. Seinerzeit war der 35-jährige Dirk F. als Assistent in dem Gutachterbüro tätig. Unter dem Namen seines Arbeitgebers, jedoch ohne dessen Wissen soll F. 15 Kraftfahrzeuge nach angeblichen Unfällen begutachtet haben. Dabei handelte es sich, so resümierte gestern Pressedezernent Harald Krahmüller von der Staatsanwaltschaft, ausnahmslos um gestellte Unfälle, die in Bielefeld und anderen ostwestfälischen Orten inszeniert worden waren.
Bei den Autobumsereien waren stets Personenwagen beteiligt, deren Eigentümer wiederum Dirk F. war. Die Wagen sollen jedoch auf die Namen von Verwandten und Bekannten des Bielefelders zugelassen gewesen sein; einer der Halter soll der Schwiegervater des Ingenieurs gewesen sein. Es handelte sich unter anderen um ein Golf Cabrio, einen BMW 323i, einen Ford Escort, einen VW Polo und um ein Motorrad des Typs Honda CBR.
Dirk F. und seine Hintermänner sollen 52 000 Mark kassiert haben; weitere zwei Fälle mit einer Schadenssumme in Höhe von 32 000 Mark blieben erfolglos. In einem dieser Fälle soll mit einem Mercedes Benz und einem geliehenen Renault 21 in Paderborn ein schwerer Unfall inszeniert worden sein. Der Mercedes des Bielefelders indes war schon am 1. Februar 2000 und am 28. August 2000 in einen angeblichen Unfall verwickelt.
In beiden Fällen waren auch über andere Assekuranzen Schäden abgewickelt worden, die später nur notdürftig repariert wurden. Die in Anspruch genommenen Versicherungen sollen dann in versicherungsübergreifenden Dateien auf die Namen der beteiligten Personen und der benutzten Personenwagen gestoßen sein.
Das Verfahren war von einem anderen Dezernenten der Bielefelder Staatsanwaltschaft jahrelang nur schleppend bearbeitet worden - so kam es erst jetzt zur Anklage.

Artikel vom 06.12.2005