06.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein wichtiger Punkt der Moral

VfB Fichtes Coach Sven Moning bevorzugt im Abstiegskampf die Rotation

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Die Trainer und ihre Eigenarten. Zuweilen ist das ein Kapitel für sich. Als Benno Möhlmann noch bei Arminias Profis das Zepter schwang, erhielt jeder Spieler pro Halbserie einen »Jokertag«, an dem er ohne Angabe von Gründen beim Training fehlen dürfte. Sven Moning, der Coach des VfB Fichte, geht andere Wege. Bei ihm gilt immer ein anderer Stürmer als »gesetzt.«

Gegen SC Delbrück durfte Robert Mainka von Beginn an ran. Der flinke Angreifer, den viele Kritiker als »Chancentod« bezeichnen, wusste schon seit Anfang letzter Woche, dass er sonntags auflaufen würde. Am kommenden Samstag (14.30 Uhr Rußheide) im ersten Rückrundenspiel gegen Eintracht Rheine ist der Name Bayamba Belombo mit dem Prädikat »gesetzt« versehen. Selbst für den 18. Dezember hat sich Sven Moning schon festgelegt. »Im Nachholspiel beim SC Verl wird Tobias Wiens auf jeden Fall auflaufen«.
Die Begründung für diese Maßnahme lautet so: »Wir haben ein Überangebot an offensiven Kräften. Für drei Positionen stehen acht Spieler zur Verfügung. Ich will auch auf den Positionen zwölf bis 23 Zufriedenheit schaffen«, bevorzugt der Wortmann-Nachfolger das Rotationsprinzip. Und er erinnert an die gleiche Maßnahme in der Saison 2003/2004 bei Arminias Amateuren: »Obwohl unser damaliger Stürmer Ryan Coiner eine Torgarantie war, saß er im Ortsderby gegen VfB Fichte zunächst auf der Bank. Am Ende haben wir 2:0 gewonnen und sind eine Woche später aufgestiegen.«
Never chance a winning team - diese von vielen Trainern bevorzugte Fußball-Weisheit hat für Sven Moning keine Gültigkeit. Für ihn sei auch wichtig, welcher Stürmer eine bestimmte Beziehung zum gegnerischen Verein habe, erklärt der Psychologe Moning und schildert die Situation von Tobias Wiens. »Der Junge war in Verl nicht glücklich. Jetzt will er den Verantwortlichen zeigen, dass er durchaus Oberligaformat besitzt. Da ist es sonnerklar, dass Toby gegen Verl gesetzt ist.«
Im Gegensatz zu vielen Kritikern verlebte Sven Moning nach dem jüngsten 1:1 gegen Aufsteiger SC Delbrück eine ruhige Nacht. »Wir haben zwar nicht gut gespielt, wollen aber auch im Abstiegskampf keinen Schönheitspreis gewinnen«, stellt VfB Fichtes Übungsleiter fest. Er lobt vielmehr die Moral und den Einsatzwillen seiner Truppe. »Vor ein paar Wochen hätte die Mannschaft solch ein Spiel noch verloren.«
Bis auf drei Punkte sind die »Hüpker« an den 15. Nichtabstiegsplatz heran gerückt. Und Moning verbreitet weiter Optimismus: »So langsam werden ein paar Konkurrenten nervös. In einigen Klubs brennt schon jetzt ganz schön der Baum.« Und er sieht sich mit den Routiniers wie Güven Aydin, »Jockel« Bergenthal oder Carsten Block einig, die nach dem Abpfiff feststellten: »Wir haben den Anschluss hergestellt. Wenns gut läuft, überwintern wir nicht in der Abstiegszone.« Innerhalb von sechs Wochen hat sich die rot-weiß-grüne Hektik im Verschmelzungsklub gelegt. Die seinerzeit vorhandenen sechs Punkte hat VfB Fichte inzwischen mehr als verdoppelt. Deshalb lässt Moning die Kritik an dem Remis gegen SC Delbrück auch nicht gelten. Für ihn war das 1:1 ein weiterer wichtiger Punkt für die Moral.

Artikel vom 06.12.2005