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Ein Schweizer
und sein Werk

Gaston Grandjeans hilft in Kalkutta

Arte, 20.40 Uhr: »Hilfreich und gut - ist Edelmut noch an gesagt?« - im Mittelpunkt eines Themenabends unter dieser Fragestellung steht ein Film über den Schweizer Gaston Grandjean.

1972 zog er in die Elendsviertel der indischen Millionenstadt Kalkutta, um den Ärmsten der Armen zu helfen. »Stadt der Freude« ist der Beiname des Elendsviertels Pilkana. Es ist zugleich der Titel eines Hollywoodfilms von Roland Joffé mit Patrick Swayze in der Hauptrolle und eines Bestsellers von Dominique Lapierre. Im Film wie im Buch geht es um Grandjean. Die Dokumentation »Stadt der Freude - Die wahre Geschichte« der französischen Filmemacherin Sophie Jeaneau spürt das lebendige Vorbild auf.
Gaston Grandjean sieht heute aus wie ein hinduistischer Mönch. Er besuchte sehr früh eine von Geistlichen geleitete Internatsschule und wurde Krankenpfleger, um sich seinen Traum zu erfüllen: den Ärmsten zu helfen. Wegen seiner schwachen Gesundheit rieten ihm die Ordensbrüder dringend von der geplanten Übersiedlung nach Indien ab. Doch Gaston ließ sich nicht beirren.
Im Schmutz der Elendsviertel verbrachte er fortan sein Leben. In Sterbeanstalten versorgte er Lepra- und Tuberkulosekranke. Und er gründete ein dringend notwendiges Ambulatorium, wie es auch der Film von Roland Joffé und das Buch des Schriftstellers Dominique Lapierre beschreiben.
Die Dokumentation begleitet Lapierre bei seinem Aufenthalt in Indien. Der Schriftsteller spendete die Hälfte seiner Tantiemen für Gastons humanitäre Vereinigung, die ärztliche Versorgungszentren ins Leben rief und eine Flotte von Ambulanzschiffen aufbaute. Die »Stadt der Freude« sind auch all die unbekannten Inder, die in dieser Vereinigung Entwicklungshilfe leisten. Dutzende Menschen haben sich Gastons Initiative angeschlossen. Indische Frauen und Männer, die er durch sein Beispiel zum Handeln ermutigte.
Wie zum Beispiel Wohab, den er vor zehn Jahren bei den Überschwemmungen in Bengalen kennen lernte. Wohab war früher marxistischer Terrorist. Nach der Begegnung mit Gaston entdeckte er den Glauben an das Leben und den Menschen und beschloss, lieber Leben zu retten als zu vernichten. Die Dokumentation versucht die Frage zu beantworten, was jemanden wie Gaston dazu bewegt, seine westliche Heimat zu verlassen und sein Leben den Ärmsten der Welt zu widmen.
l Die Dokumentation »Mein Leben für das der Anderen« (21.25 Uhr) über französische Antiterror-Kämpfer und eine Diskussion (22.10 Uhr) beschließen den Themenabend.

Artikel vom 06.12.2005