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Wieder Entführung im Irak

Franzose verschleppt - Susanne Osthoff bleibt verschollen

Berlin/Bagdad (dpa). Von der vor zehn Tagen im Irak entführten Deutschen Susanne Osthoff und ihrem Fahrer fehlt weiterhin jede Spur. Trotz intensiver Bemühungen sei es bislang nicht gelungen, ein Lebenszeichen zu erhalten, sagte gestern ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin.Nadeem Elyas appelliert an die islamischen Staaten.
Zum Schutz der Geiseln will die Bundesregierung zu den vielen Spekulationen über die Hintergründe und den möglichen Täterkreis weiter keine Angaben machen.
Nach dem Verschwinden eines weiteren westlichen Ausländers im Irak wird in Sicherheitskreisen eine konzertierte Aktion von Entführungen vor den Parlamentswahlen am 15. Dezember nicht ausgeschlossen. In Bagdad wurde gestern ein Franzose verschleppt. Zusammen mit zwei Kanadiern, einem Briten und einem US-Bürger, die als Menschenrechtsaktivisten im Land tätig waren, hat sich die Zahl der gekidnappten Ausländer damit innerhalb einer Woche auf sechs erhöht.
Nach Ansicht von Experten könnte eine Erklärung für die Häufung sein, dass die Täter damit die Aufmerksamkeit des Auslands wieder verstärkt auf die Vorgänge im Irak lenken wollten. Die ständigen brutalen Selbstmord-Attentate, denen vor allem Iraker zum Opfer fallen, lösten in vielen westlichen Ländern nicht mehr die von den Urhebern erwünschte Resonanz aus.
Der Fall der 43-Jährigen deutschen Archäologin wird möglicherweise den Gipfel der Islamischen Staaten am 7. und 8. Dezember in Mekka beschäftigen. In einem Brief bat der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Nadeem Elyas, »um Intervention aller Staatsoberhäupter zur Freilassung von Frau Susanne Osthoff und ihrem Fahrer«. Elyas, der sich selbst als Austausch für Osthoff angeboten hatte, appellierte an die Teilnehmer, »ein deutliches Signal gegen Missbrauch der friedliebenden Lehre des Islams durch Verbrecher zu setzen«.

Artikel vom 06.12.2005