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Karstadt investiert in
das Bielefelder Haus

Konzernchef Middelhoff suchte Gespräch mit den Kunden


Von Manfred Matheisen
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). »Sie hier an der Kasse?«, fragt der ältere Mann erstaunt, der gerade in der Karstadt-Herrenabteilung ein Oberhemd gekauft hat und nun bezahlen will. »Ja«, sagt Thomas Middelhoff und lächelt. »Heute arbeite ich mal richtig!« Den ganzen Samstag faltete der Chef des Karstadt-Quelle-Konzerns Windjacken und Hosen, packte Hemden, Socken und Pullover in Plastiktüten. Vor allem aber wollte er von den Kunden wissen, was sie bei Karstadt gut finden und was noch verbessert werden kann.
Der prominente Mitarbeiter hatte sich kurzfristig bei Geschäftsführer Thomas Kunz angemeldet. Verkäuferin Kirsten Brunnecke leitete Middelhoff an - und der wusste schon nach gut einer Stunde, »dass Kassieren eine hochkomplexe Angelegenheit ist«.
Den Kunden und Mitarbeitern zuzuhören, von ihnen zu lernen und ihre Anregungen aufzunehmen, sei der Sinn seines samstäglichen Einsatzes, sagte der Manager. So erfuhr er, »dass das Frühstück bei Karstadt wirklich gut ist«, dass sich die Einkaufsfahrt von Vlotho nach Bielefeld wegen des umfassenden Angebotes in dem Warenhaus lohne und dass »die Verkäufer hier echt freundlich« seien. Kritik gab es aber auch. »Die Gänge sind zu eng«, meinte eine Kundin. »Wir werden das verbessern«, versprach Middelhoff.
Der Standort Bielefeld sei dem Unternehmen wichtig, sagte der Vorstandsvorsitzende dem WESTFALEN-BLATT. Man wisse, dass man in das »hervorragend geführte Traditionshaus« investieren müsse - »und wir werden das tun«. Derzeit stehe Karstadt in intensiven Gesprächen mit der Stadtverwaltung. Dabei spiele natürlich auch die Gesamtentwicklung der Bahnhofsstraße eine bedeutende Rolle, spielte Middelhoff auf die vom Bielefelder Einzelhandel massiv kritisierten Überlegungen an, am Neumarkt zusätzliche Verkaufsflächen zu schaffen.
»Unsere Mitarbeiter haben den Hut vor Thomas Middelhoff gezogen«, bilanzierte Geschäftsführer Thomas Kunz am Abend. »Sie fanden es gut, dass er nicht nur ein Stündchen reingeguckt, sondern richtig mitgemacht hat.«
Und auch Kirsten Brunnecke war mit ihrem Kassen-Partner sehr zufrieden: »Das hat er prima gemacht.«

Artikel vom 05.12.2005