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Karstadt verspürt Aufwind

Middelhoff in Bielefeld an der Kasse -ÊGenth: Handel zufrieden

Von Manfred Matheisen
und Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). »Wir haben die Abstiegsplätze verlassen und befinden uns nun im unteren Mittelfeld - mit klaren Perspektiven nach oben«: Thomas Middelhoff, Chef des KarstadtQuelle-Konzerns, sieht das Unternehmen nach schwierigen Zeiten im Aufwind. Am Samstag stand Middelhoff (53) an der Kasse des Karstadt-Hauses in Bielefeld.

Nach kurzer Anfahrt -ÊMiddelhoff wohnt mit Familie und fünf Kindern im Bielefelder Süden -Êbegrüßte der Konzernchef die Bielefelder Karstadt-Belegschaft mit einem freundlichen »guten Morgen«. Wenige Tage zuvor hatte er Geschäftsführer Thomas Kunz telefonisch angekündigt, er wolle sich ganz konkret ein Bild »vor Ort« machen. Nach der »Einweisung« in seinen Aufgabenbereich an der Kasse der Herrenkonfektion packte der Manager von Geschäftsbeginn um 9.30 Uhr bis 18 Uhr Sakkos, Hemden, Pullover ein und suchte das Gespräch mit den Kunden: »Sind Sie zufrieden mit uns oder haben Sie Anregungen, was wir noch verbessern können?«
Mit dem Einsatz am zweiten Einkaufssamstag vor Weihnachten wolle er deutliche Signale geben, sagte Middelhoff: »Die Kunden sollen wissen, dass ihre Wünsche und Bedürfnisse bei uns im Mittelpunkt stehen.« Den Mitarbeitern will der Vorstand deutlich machen, dass »wir alles tun, um den Konzern nach der schweren Krise wieder nach vorn zu bringen.«
Die Zeichen stehen nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden gut: »Die Geschäfte bei Karstadt laufen besser als der Markt. Wir haben Marktanteile zurückgewonnen.« Um die Zukunft des »klassischen Warenhauses« in zentralen Innenstadtlagen ist ihm nicht bange. »Wir werden Erfolg haben, wenn wir kundenorientiert sind, den Service ausbauen und den Einkauf zu einem Erlebnis machen.« Die Erfahrungen, die er in Bielefeld gemacht habe, seien sehr wertvoll, resümierte Middelhoff: »Ich habe von den Kunden und den Mitarbeitern viel gelernt. Da kann man sich jeden professionellen Berater sparen . . . «
Ob es an dem prominenten »Verkäufer« lag, steht dahin. Mit dem Umsatz am zweiten Einkaufssamstag zeigte sich der Bielefelder Karstadt-Geschäftsführer Thomas Kunz jedenfalls sehr zufrieden. »Wir haben die Zahlen des Vorjahres übertroffen.«
Ähnlich zufrieden äußerte sich Stefan Genth für den gesamten ostwestfälisch-lippischen Einzelhandel: »Nach dem wetterbedingten Fehlstart am ersten Adventssamstag hat jetzt das Weihnachtsgeschäft wirklich begonnen.« Den Ermittlungen des Hauptgeschäftsführers des OWL-Einzelhandelsverbandes zufolge lagen die Umsätze auf Vorjahresniveau. Neben Spielwaren, Tonträgern, CDs, Kosmetik und Büchern seien erstmals Winterkleidung und Winter-Sportartikel in besonderem Maße gefragt gewesen. Zudem gehe der Trend zu größeren Anschaffungen. Während des Jahres geplant, würden sie nun vor Weihnachten in die Tat umgesetzt. Als Beispiel nannte Genth Flachbildschirme.
In der Vorweihnachtszeit beschäftigen die Einzelhändler 30 bis 50 Prozent mehr Personal als sonst. Zum Einsatz kämen vielfach ehemalige Mitarbeiter, die eventuell wegen Elternschaft eine Pause einlegten, und Teilzeitkräfte. Dazu treten bei kleineren Fachgeschäften oft Familienangehörige. »Probleme, Personal zu finden, haben wir nicht«, erklärte Genth. Wirtschaft / Lokalteil

Artikel vom 05.12.2005