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Von Michael Schläger

Bielefelder
Optik

Ergiebige Energie


Die Stadtwerke seien ein Unternehmen, das dafür Werbung mache, dass weniger von seinen eigenen Produkten verbraucht werde, sagt deren Geschäftsführer Friedhelm Rieke. Das müsse man sich mal in anderen Branchen vorstellen. In der Tat will der Versorger 250 000 Euro dafür ausgeben, dass seine Kunden Energiesparlampen günstiger bekommen, dass sie effiziente Heizungspumpen einbauen können oder »sparsame« Heizungsthermostate. Bezuschusst werden sogar Dämmarbeiten. Und richtig ist auch, dass die Stadtwerke die Gaspreiserhöhung zum 1. Dezember auf 12,5 Prozent beschränken, sie nicht in voller Höhe an die Kunden weitergeben und selbst 750 000 Euro drauflegen. Macht alles in allem eine Million.
Die Aktion unter dem plakativen Titel »Energiebig« steht für den Spagat, den die Stadtwerke hinlegen müssen. Auf der einen Seite sind da die Gesellschafter Stadt Bielefeld und Stadtwerke Bremen. Die wollen, dass weiter die Millionengewinne fließen.
Die sind im Energiegeschäft nach wie vor möglich. Gerade die Stadt ist auf das Geld auch dringend angewiesen, weil die eigene Kasse gähnend leer ist.
Auf der anderen Seite stehen die Verbraucher. Die fühlen sich überfahren von den ständig steigenden Energiepreisen. Auch die jüngste Gaspreiserhöhung ist alles andere als ein Pappenstiel. Viele werden sich fragen, wie die Stadtwerke Bezugsverträge abschließen können, die »Tarifanpassungen« in dieser Größenordnung möglich machen. Vor allem aber ist da ein Gefühl der Ohnmacht, des Ausgeliefertseins. Man kann schließlich nichts dagegen tun.
Vor diesem Hintergrund sind eine Million Euro für die Stadtwerke sinnvoll investiertes Geld. Mit ihm kann man Eigenwerbung finanzieren und Schadensbegrenzung betreiben. Langfristig dient die Million gewiss auch der Kundenbindung. Denn irgendwann wird auch die Wahl des Gasanbieters freigegeben, können die Verbraucher selbst entscheiden, bei wem sie die wohlige Winterwärme einkaufen wollen. Bleibt nur zu hoffen, dass ein freier Wettbewerb auch die Preise zum Purzeln bringt und nicht eintritt, was auf dem bereits freigegebenen Strommarkt schon passiert ist: nach ein paar wilden Jahren die Rückkehr zu den Quasi-Monopolen.

Artikel vom 03.12.2005