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Warten auf die Bescherung

Arminia beim 0:1 gegen den FC Schalke 04 chancen-, aber nicht mutlos

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Vielleicht ist es ja die Jahreszeit. Auf jeden Fall hielt sich am Samstag beim DSC Arminia Bielefeld die Enttäuschung nach dem verdienten 0:1 (0:0) gegen den FC Schalke 04 in Grenzen. Es ist eben Advent, und in diesen besinnlichen Wochen steht weniger das Werk des Tages im Mittelpunkt als das, was noch kommen soll. Auch in der ausverkauften SchücoArena wurde lieber auf das große Ganze geblickt.

Dass sich der ostwestfälische Fußball-Bundesligist über den jüngsten Spielverlust nicht so sehr grämte, lag aber auch an der Schalker Dominanz. Nach beiderseits unauffälligem ersten Durchgang wurde es mit der Hereinnahme der Offensivkräfte Ebbe Sand und Gerald Asamoah zum Seitenwechsel nämlich recht schnell einseitig. Erstmals in dieser Spielzeit war ein Gegner den Bielefeldern auf jeder Position spürbar individuell überlegen. »Wir sind für den Sieg nicht in Frage gekommen. Das muss man ehrlicherweise sagen«, räumte Finanz-Geschäftsführer Roland Kentsch ein.
Ohne sieben Stammkräfte stießen die Arminen an Grenzen. Das stellten Routinier Detlev Dammeier (»Bei den vielen Umstellungen war klar, dass mal ein Spiel kommt, in dem nach vorne nicht so viel läuft«) und Sport-Geschäftsführer Reinhard Saftig (»Um so ein Spiel gewinnen zu können, müssen wir aus dem Vollen schöpfen und mehr Qualität einwechseln können.«) heraus. Diese Möglichkeit hatte DSC-Trainer Thomas von Heesen am Samstag nicht, sein Kollege Ralf Rangnick schon.
So »ausgewechselt« wie die Schalker aus der Kabine kamen, war es klar, dass sie irgendwann treffen würden. Überraschender kam, dass dies so prompt und nur ein Mal geschah. Letzteres war Kevin Kuranyis »Verdienst«. Er vergab gleich mehrmals. So blieb es bei jenem Kopfballtor, den Christian Poulsen (51.) nach Lincolns Freistoß ebenso wuchtig wie unbehindert aus sechs Metern erzielte. Markus Schuler kam dem Dänen dabei freundlich entgegen, weil er selbiges in der Luft unterließ und sich feige wegduckte. »Ich war klar zugeteilt und nehme das Tor auf meine Kappe. Tut mir leid für die Mannschaft«, sagte der DSC-Verteidiger und bewies damit zumindest nach dem Spiel mehr Größe.
Bielefeld, das erstmals wieder mit Roberto Pinto und Nebojsa Krupnikovic in ein Spiel ging, brachte im Spiel nach vorn nichts zu Stande: Isaac Boakye und Sibusisu Zuma wirkten müde, und von außen kam zu wenig. Die besten Chancen waren eigentlich gar keine: Boakye (30.) traf freistehend per Kopf den Ball nicht. Radomir Dalovic (81.) verlud links im Strafraum erst zwei Schalker, doch sein verheißungsvoll erscheinender Schuss kam - weil abgerutscht - nur im rechten Seitenaus (!) an. »Uns fehlte die Durchschlagskraft«, stellte von Heesen treffend fest, obwohl seine Elf keineswegs mutlos wirkte, sondern am Ende sogar nach vorn drängte.
Nach zuletzt vier Spielen mit nur einem Zähler soll nun die Bilanz vor Weihnachten gegen »machbare« Gegner wie Duisburg und Köln sowie im Pokal-Achtelfinale gegen den Zweitligisten Unterhaching dringend aufgebessert werden. Routinier Detlev Dammeier peilt mit vier Liga-Punkte eine schöne Bescherung an: »Wenn wir in Duisburg bestehen und gegen Köln gewinnen, dann stimmt die Bilanz.«
Michael Fink könnte bereits ruhig Weihnachten feiern, wenn zwei Mal nicht verloren würde. »Damit halten wir diese Mannschaften auf Distanz.« Von Heesen wollte nicht verraten, wieviele Zähler in seinem persönlichen Adventskalender vorgesehen sind. Er fordert nur: »Da müssen wir punkten.« Andernfalls wird er es wahrscheinlich noch vor Weihnachten »klingeln« lassen.

Artikel vom 05.12.2005