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Das Schwiegervater-Problem

Zwischen Psychodrama und Komödie: Wenn sich einer zu sehr bemüht...

ZDF, 20.15 Uhr: Ulf und Sarah wollen heiraten. Doch die schwierigste Prüfung steht dem Bräutigam in spe noch bevor: Das »Vorstellungsgespräch« beim künftigen Schwiegervater.
Nicht unbedingt ein Familienidyll: Schwiegervater in spe Heinrich hält Ulf mit der Mistgabel unter Kontrolle. Die Damen des Hauses beobachten die Szene mit Abstand und Befremden. Es spielen (von links) Janek Rieke, Julia Stinshoff als Sarah, Ulrike Kriener und Fritz Wepper. Foto: ZDF
Und der ist ein ziemlich strenger Mann. Der Bayer Fritz Wepper spielt selbigen Juristen mit Vornamen Heinrich, der im Herzen Westfalens, in Münster nämlich, als Richter amtiert. Und der hat mit Tochter Sarah, gespielt von Julia Stinshoff, noch eine Menge vor. Eines Tages soll sie in seine Fußstapfen treten. Dass Ulf, in dessen Rolle Janek Rieke geschlüpft ist, da keinen leichten Stand hat, ist klar. Doch wie schwer er es hat, das zeigt »Nicht ohne meinen Schwiegervater« über 90 Minuten. Als Mischung aus Psychodrama und Komödie hat Regisseur Michael Karen die Geschichte entwickelt.
Sarah arbeitet erfolgreich als Scheidungsanwältin in Köln, Ulf ist - aus Sicht des künftigen Schwiegervaters - »nur« Psychologe und arbeitet in einer städtischen Beratungsstelle - ausgerechnet als Spezialist für Paartherapie. Das Glück der beiden ohnehin recht gegensätzlichen jungen Leute gerät durch Heinrichs Auftritt rasch ins Wanken. Vom ersten Treffen an hält Heinrich Ulf für einen Versager. Und je stärker Ulf sich um Heinrichs Gunst bemüht, desto mehr macht er sich selbst zum Trottel.
So erschießt er bei der Jagd aus Versehen fast Heinrichs Hund, bringt seinen Schwiegervater in spe bei der familiären Radtour in Lebensgefahr, lässt sich mit Pornoheften erwischen und wird am Ende sogar wegen Fahrens ohne Führerschein eingebuchtet. Aber als Ulf eines nachts entdeckt, wie sich Heinrich heimlich zur Nachbarin schleicht, scheint sich das Blatt zu wenden. Er wittert eine heimliche Affäre und berichtet Sarah davon. Doch damit bringt Ulf die Hochzeit zum Platzen.
»Die Geschichte handelt von einem Dilemma, das uns alle berührt«, sagt Buchautor Stefan Rogall. »Wir wollen gerne so sein, wie wir sind - trauen uns das aber zu selten, aus Angst, dass wir damit unser Gegenüber verschrecken.« Tragik und Komik sind in der Geschichte gleich wichtig. Das komische Element siegt aber zum Schluss: »Natürlich braucht man keine Kristallkugel, um zu ahnen, dass Ulf und Sarah zueinander finden«.

Artikel vom 05.12.2005