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Verpflegung im »Knödelbunker«
trägt zur guten Stimmung bei

Augustdorfer Soldaten grüßen aus dem Kosovo ostwestfälische Heimat

Aus dem Kosovo berichtet
Dirk Schröder
Prizren/Augustdorf (WB). »Ich weiß, das wird kein einfacher Job.« Hauptfeldwebel Frank K.* hatte so eine Ahnung, als er im September in der »Lipperland«-Kaserne in Augustdorf mit dieser Zeitung über den bevorstehenden Kosovo-Einsatz sprach.
Stabsfeldwebel Manfred K. verfolgt im Kosovo alle Spiele des TBV Lemgo. Fotos: D. Schröder
Im Camp Casablanca, einem von den österreichischen Soldaten geführten Lager in Suva Reka, gut zehn Kilometer von der zweitgrößten Stadt Prizren entfernt, gab es ein Wiedersehen. Der 42-jährige Reservist und dreifache Familienvater hat sich nach zwei Monaten in dem Camp eingelebt. »Wir haben alles gut im Griff, das liegt aber auch an der Vorbereitung.«
Zuständig für die Wartung und Reparatur der Fahrzeuge, fällt so manches Mal schon eine Überstunde an. Der Hauptfeldwebel beschreibt die Stimmung unter den Kameraden als ausgesprochen gut. Dazu trägt sicherlich auch die Verpflegung im »Knödelbunker« bei den Österreichern bei.
Frank K. ist mit seinem Job im Kosovo und dem Umfeld nicht minder zufrieden, wenn da nicht das Heimweh wäre. »Ich habe es mir nicht so schlimm vorgestellt«, gibt er unumwunden zu, dass ihm die Familie doch sehr fehlt. Zwar telefoniert er regelmäßig mit seiner Frau und den drei Kindern, doch blickt er auch ein wenig ängstlich auf das bevorstehende Weihnachtsfest. »Meine Familie verbringt die Festtage bei den Schwiegereltern, ich glaube für mich wird die Zeit schlimmer.«
Doch Weihnachten wird natürlich auch im Camp Casablanca gefeiert. Der Hauptfeldwebel bereitet zusammen mit einigen Kameraden für seine Kompanie ein Gruppenspiel vor. »Ich glaube, das wird ganz lustig«, verabschiedet sich der Augustdorfer mit herzlichen Grüßen an die Heimat.
Zurück im Feldlager in Prizren, wo die Mehrzahl der Augustdorfer Soldaten untergebracht ist, treffen wir Hauptfeldwebel Jan P. im »Grünen Husaren«, einem Betreuungsgszelt, in dem die Soldaten nach dem anstrengenden Dienst sich schon einmal ein Bier genehmigen und häufig auch mit Soldaten aus anderen Nationen zusammentreffen.
Jan P. ist Innendienstfeldwebel bei »Maz & More«, der Feldzeitung der Bundeswehr für das Kosovo. Sie erscheint einmal in der Woche in einer Auflage von 5000 Exemplaren.
In dieser Vorweihnachtszeit wird die letzte Seite mit ganz besonderem Interesse gelesen. Denn dort sind Grüße aus der Heimat abgedruckt. »Liebe Grüße an den besten Papa der Welt und einen dicken Kuss von Deinem Sohnemann« oder »Ich freue mich schon sehr auf deine Heimkehr sowie auf die schönen Stunden zu zweit« sind dort nachzulesen.
Dreimal war Hauptfeldwebel Jan P. bereits im Kosovo, doch soviel wie diesmal waren seine Gedanken noch nie in der Heimat. »Meine kleine Tochter ist jetzt fast ein halbes Jahr alt, das ist schon nicht unproblematisch für mich, dass ich sie in diesen wichtigen Monaten nicht sehen kann.«
Auch Stabsunteroffizier Patrick B. war schon einmal im Kosovo. Früher dauerte der Auslandsaufenthalt sechs Monate, jetzt sind es vier Monate. Dem Stabsunteroffizier lag die frühere Regelung besser wie vielen seiner Kameraden auch. »Da konnte man zwischendurch einmal nach Hause fliegen.« Ansonsten kennt er im Camp keine Langeweile. Abends sitze man zusammen, trinke ein Bier oder spiele Darts. Für Abwechslung sei genügend gesorgt. Als Chef des »Grünen Husaren« sorgt Stabsunteroffizier Lukas M. für das Wohl seiner Kameraden. Und das zu zivilen Preisen: Der halbe Liter Bier kostet bei ihm einen Euro.
Unter den Augustdorfer Soldaten sind natürlich auch einige eingefleischte Fans des Handball-Bundesligisten TBV Lemgo. Einer von ihnen ist Stabsfeldwebel Manfred K., der seinen Dauersitzplatz in der »Lipperland-Halle« mit einem Bürostuhl im Feldlager in Prizren tauschen musste.
Selbstverständlich hängt in seinem Büro der TBV-Fanschal an der Wand und wenn ein Spiel im Fernsehen übertragen wird, sitzt er natürlich davor. Überliefert ist auch: Wenn der Chef nach einer Besprechung fragt, gibt es noch etwas Wichtiges, steht der Stabsfeldwebel auf und teilt das letzte Ergebnis der Handballer mit. Nach der deutlichen Niederlage am Dienstag in Flensburg hat er sich dies aber lieber verkniffen.
* Nachnamen auf Wunsch der Soldaten abgekürzt.

Artikel vom 09.12.2005