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Noch kein Kontakt zu den
Osthoff-Entführern im Irak

Kidnapper möglicherweise gewöhnliche Kriminelle

Berlin/Bagdad (dpa). Die deutschen Behörden bemühen sich im Irak intensiv um eine Kontaktaufnahme zu den Entführern der 43-jährigen Susanne Osthoff. Bislang sei dies nicht gelungen, sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) gestern in Berlin.
Fortschritte ließen sich nur erreichen, wenn man mit den Entführern ins Gespräch komme. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) machte klar, eine Lösegeldzahlung durch die Bundesregierung stehe »nicht zur Diskussion«. Die irakische Führung sicherte Deutschland Unterstützung in dem Entführungsfall zu.
Nach den Worten Steinmeiers stehen die deutschen Behörden in ständigem Kontakt mit Polizeiorganisationen aus Ländern wie Frankreich und Italien, die in Entführungsfällen bereits erfolgreich gearbeitet hätten. Dabei gehe es vor allem darum, welche Gruppierungen im Irak angesprochen werden müssten, um in Kontakt zu den Entführern zu treten. Bislang seien bedauerlicherweise keine Fortschritte erzielt worden. Man werde bei allen Maßnahmen mit »Augenmaß und Sensibilität« vorgehen, um Leben und Gesundheit der Deutschen und ihres irakischen Fahrers nicht zu gefährden, sagte Steinmeier.
Iraks Präsident Dschalal Talabani kündigte unterdessen in Bagdad an, er wolle sich persönlich für die Befreiung der Deutschen einsetzen. »Wir wollen so schnell wie möglich herausfinden, wo sie sich aufhält, um sie aus der Gewalt der Extremisten zu befreien«, sagte er. Mehrere Sicherheitsexperten gehen aber inzwischen davon aus, dass Osthoff und ihr Fahrer von gewöhnlichen Kriminellen und nicht von politisch motivierten Terroristen entführt worden sind.
Steinmeier sieht in dem Videomaterial dagegen noch keine »belastbaren« Hinweise darauf, dass die Entführung einen kriminellen und keinen politischen oder religiösen Hintergrund hat. Dies sei zwar eine mögliche aber keine belastbare Schlussfolgerung.
Nach Ansicht des Ex-Geheimdienstkoordinators der Bundesregierung, Bernd Schmidbauer (CDU), könnten die Äußerungen Talabanis helfen, zumindest zur Vermittlung zu kommen. Dies sei im Moment das Wichtigste. Den USA, Frankreich und anderen befreundeten Staaten komme eine Schlüsselrolle zu. Sie verfügten über Erfahrung durch Entführungsfälle der vergangenen Monate und über einen »ergänzendes Netz, die Dinge voranzutreiben«.

Artikel vom 02.12.2005