02.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Flüche nach dem Urteil

Bankraub: Gericht überstimmt Staatsanwältin


Bielefeld (uko). Weil er eine Volksbank-Filiale in Clarholz überfallen hat, soll ein Handelsvertreter aus Bielefeld fünf Jahre und drei Monate Haft absitzen. Dieses Urteil wegen schwerer räuberischer Erpressung fällte gestern das Landgericht Bielefeld, das damit sogar den Strafantrag der Staatsanwaltschaft überbot.
Unmaskiert war der 58-jährige Hans-Jürgen G. am 6. Mai in die Geschäftsräume der Volksbank an der Holzhofstraße in Clarholz marschiert. In der Hand hielt er eine geladene Wehrmachtspistole, über die er eine Jutetasche gelegt hatte. »Nur große Scheine«, herrschte der Täter die verängstigte Bankangestellte an. Die Frau stopfte daraufhin insgesamt 9750 Euro in die Tasche.
Der Mann floh in einem Fiat Punto in seine Bielefelder Wohnung. Dann setzte er seine Flucht bis nach Rumänien fort. Als Hans-Jürgen G. schließlich wieder in die Bundesrepublik Deutschland einreiste, wurde er festgenommen.
Vor Gericht hatte der Angeklagte wehleidig über seine Lebensgeschichte lamentiert und sich als Opfer der Gesellschaft dargestellt. Überhaupt meinte er, seine Tat sei so schlimm doch nicht gewesen.
Richterin Jutta Albert konterte mit einer persönlichen Bemerkung. G. habe eine »schwere Straftat« begangen. Dies sei »unabhängig von der Nationalität kein Bagatelldelikt«, die man schönreden könne. Dafür gebe es keine Bewährung.

Artikel vom 02.12.2005