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Kirchenkreis Bielefeld
macht vier Kitas »dicht«

Neun Gruppen mit 225 Plätzen sind betroffen

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Der evangelische Kirchenkreis Bielefeld schließt vier seiner 34 Kindertagesstätten, gibt damit neun Gruppen mit 225 Kindergartenplätzen auf. Der Kirchenkreis muss insgesamt zwei Millionen Euro einsparen, um nicht die finanzielle Selbstbestimmung zu verlieren. Gleichzeitig reduzieren sich die Zahlungen der Stadt für die Aufnahme zusätzlicher Kinder in den Einrichtungen.

Zum 1. August 2006 geschlossen werden der Kindergarten Dornberg, Am Petersberg, der Markus-Kindergarten, Kleine Howe, eine Gruppe des Erlöser-Kindergartens, Gunststraße und eine Gruppe der Oberlin-Kindergartens, Sievekingstraße; die beiden letztgenannten Einrichtungen werden zum 1. August 2007 komplett aufgegeben. Ebenfalls zum 1. August 2007 wird der Kindergarten Babenhausen nur noch mit zwei (statt wie zurzeit mit drei) Gruppen weiter geführt.
Betroffen seien, so Christoph Steffen, Synodalassessor des Kirchenkreises, zwölf Mitarbeiter, denen andere Tätigkeiten angeboten würden. Befristete Arbeitsverträge würden jedoch nicht verlängert. Kinder, die von einer der Komplettschließungen betroffen seien, hätten, so verspricht Superintendentin Regine Burg, Priorität in den Kitas der Nachbargemeinden Platz: »Wir wollen möglichst viele Kinder versorgen.«
Die Kirchensteuereinnahmen im Kirchenkreis sind mit dem Rückgang der Gemeindeglieder auf 114 000 (1969: 190 000) auf 7,3 Millionen Euro zusammen geschmolzen. Der Kirchenkreis, so Superintendentin Regine Burg, versuche unter anderem durch Immobilienverkäufe, die Zusammenlegung von Gemeinden und etwa Personaleinsparungen wie den Abbau von Pfarrstellen (minus 16) das Defizit abzudecken. Trotzdem müsse weiter gespart werden. Der Bereich der Kindertagesstätten müsse einen Anteil von 232 000 Euro beisteuern.
Man habe mit der Stadt Bielefeld über einen bedarfsbezogenen Abbau von Kindertagesstätten und Leistungsverträge für die weiter bestehenden Einrichtungen gesprochen. Weil die Stadt aber auch unter Nothaushaltsrecht stehe, könne man, so sei die Auskunft von Oberbürgermeister Eberhard David gewesen, »vor Herbst 2006 keine definitive Aussage treffen«. Klaus-Peter Johner, Verwaltungsleiter des Kirchenkreises: »Wir haben eine einvernehmliche Lösung gesucht, jetzt sind uns aber die Hände gebunden.«
Superintendentin Burg betont, dass der Kirchenkreis Bielefeld die höchsten Eigenbeiträge aller Kindertagesstättenträger leiste, aber die geringsten Subventionen erhalte: »Seit zwei Jahren verhandeln wir, um diesen hohen Eigenanteil von 17,3 Prozent oder knapp 1,8 Millionen Euro zu senken - vergebens.« Andere Kommunen in Nordrhein-Westfalen seien dagegen bereit, »die evangelischen Träger im Sinne einer familienfreundlichen Politik zu unterstützen«. Regine Burg: »Die Stadt Bielefeld hat uns im Regen stehen lassen.« Zudem habe sich der Kirchenkreis verpflichtet, im Kindergartenjahr 2004/05 200 Mädchen und Jungen, die sonst unversorgt geblieben wären, zusätzlich aufzunehmen, im Kindergartenjahr 2005/06 150. Für diese zusätzliche Aufnahme habe die Stadt im Rahmen einer Sondervereinbarung zwar gezahlt, aber: »Davon haben doch alle etwas.« Schließlich müsse der Rechtsanspruch der Drei- bis Sechsjährigen auf einen Kindergartenplatz erfüllt werden.
In Bielefeld liegt die Versorgung bei 90 Prozent mit 165 Einrichtungen, davon sind 42 städtisch. Vorschlag der Superintendentin: Alle Träger müssten an einen Tisch, um einen bedarfsbezogenen Abbau in die Wege leiten zu können.

Artikel vom 02.12.2005