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Zwei Jahre waren die Macher aus Ostwestfalen-Lippe Gäste auf dem Stand des Landes Nordrhein-Westfalen, gewissermaßen Untermieter der Düsseldorfer Landesregierung und ihrer Projekte. Dabei ist OWL Maschinenbau nicht nur vom Platzbedarf her längst den Kinderschuhen entwachsen und gewann genügend Profil für eigene Aktivitäten. »OWL hat einfach Feuer gefangen«, berichtet Gerald Pörschmann von der Reaktion des Netzwerkes auf die erste Zuliefermesse ihrer Art, zu der im Oktober gleich 184 Aussteller und 2000 Fachbesucher gekommen waren.
Am Rande der überaus erfolgreichen Premiere konnten die Bielefelder mit Verantwortlichen der Hannover-Messe AG gleich den Messeauftritt im Frühjahr festzurren. Pörschmann: »Auf dem NRW-Stand hätten maximal fünf Mitglieder Platz gehabt, aber zehn hatten spontan zugesagt.« Weil man keine Verlosung wollte, aber das große Interesse spürte, entschied man sich für mindestens 600 Quadratmeter Fläche vom 24. bis 28. April in Halle 17 - und hat bereits 20 feste Zusagen.
Wachstumsmärkte liegen nicht immer in Deutschland, wissen die Fachleute. Für den Mittelstand aber ist Hannover das Tor zur Welt. Und für viele kleine und mittelständische Unternehmen bedeutet der Schritt auf den Gemeinschaftsstand OWL Maschinenbau die Erschließung neuer Geschäftsfelder, die man allein nie erreicht hätte. Wo es einerseits so genannte »Hidden Champions« gibt, sehr erfolgreiche, wenn auch weitestgehend unbekannte Firmen, gibt es andererseits rein wirtschaftliche Grenzen, die kleine innovative Firmen nur in einer starken Gemeinschaft überwinden können.
Deshalb freut sich Pörschmann auch so sehr über den Kernfaktor »Vertrauen«, der die Umgangsformen der inzwischen 118 Mitglieder von OWL Maschinenbau seit Jahren zusammenschweißt und der die ganz besondere Stellung der Bielefelder Initiative gegenüber Schwaben und Bayern dokumentiert. Pörschmann: »OWL Maschinenbau ist einzigartig. Die Hochleistungsregion mit dem Zentrum Bielefeld zählt zu den führenden Technik-Clustern in Europa.« Global Player wie Gildemeister, Claas und Miele haben ihre Unternehmenszentralen in OWL. Der Wirtschaftsraum beheimatet mehr als 270 mittelständische Maschinenbauer mit 42 000 Beschäftigten. Viel größer noch ist die Bedeutung, wenn man die Zulieferer einrechnet. Der Messeauftritt, an dem Pörschmann zusammen mit den Vereinsvorständen Rolf Struppek, Dr. Hans-Jürgen Wessel und Jan Hendrik Mohr arbeitet, kann zu einem einzigartigen »Gesamtkunstwerk« werden.
Nicht nur technologisch ist die Region rund um Bielefeld eigenständig, unterstreicht Pörschmann. Unternehmen wie Miele, Schüco, Oetker und Seidensticker ermöglichen es, einen Messeauftritt logistisch und baulich aus eigener Kraft zu stemmen und zu sagen: »Das sind 100 Prozent Bielefeld, 100 Prozent OWL Maschinenbau.«
Für Gerald Pörschmann als Mitarbeiter der WEGE ist die Tätigkeit für OWL Maschinenbau mehr als ein Job. Der gebürtige und überzeugte Bielefelder ist Maschinenbauer mit Haut und Haaren, erlebte als Lehrling die Anker-Pleite mit und begleitete als Student den glänzenden Aufstieg des Automobilausrüsters Strothmann und als Mittelstandsberater im Kreis Gütersloh die Anfänge der einzigartigen Initiative »OWL Maschinenbau«.
Pörschmann spricht über die legendäre »Ruck-Rede« des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog 1997, die DIHT-Tagung 1999 in Bielefeld und über das Engagement von Oberbürgermeister Eberhard David, im Jahr des Mittelstandes 2000 über die Mittelstandsinitiative mit den Entscheidern vor Ort ins Gespräch zu kommen. Zielsetzung: erfolgreich sein auf dem Weltmarkt, aber Entscheidung, Entwicklung und Wertschöpfung vor Ort in der Region behalten. Über die Standortanalyse der Universität, die Maschinenbau und Zulieferbereich eine Schlüsselfunktion zusprach, und über das ausgezeichnete Feedback dieser kundenorientierten Initiative trafen sich 2003 insgesamt 13 Unternehmer bei Gildemeister, legten den Grundstein für die einzigartige Erfolgsgeschichte und gründeten den Verein.
In drei Jahren stieg die Mitgliederzahl von 13 auf 118; alle Hochschulen und sämtliche Zulieferbranchen wurden vernetzt. »Unsere Initiative steht für Komplettlösungen, für kurze Wege und schnelle Entscheidungen.« Und vielleicht schon bald für einen vielbeachteten Weg ins Reich der Mitte: Aufbauend auf der Hannover-Messe will sich OWL Maschinenbau bei der »Factory Automotive« in Shanghai mindestens ebenso erfolgreich präsentieren.
Eines macht die Macher um Pörschmann und Struppek besonders stolz: Die Erfolgsstory der Bielefelder Initiative steht im Fokus von Verbänden, Interessenvertretungen und sogar der aktuellen Koalitionsvereinbarung in Berlin. Die hat sich soeben in Zeile 1967 und 1968 für die besondere Berücksichtigung innovativer mittelständischer Unternehmen, für die Förderung der Initiative »Partner für Innovation« ausgesprochen. Auch da, freut sich Pörschmann, sitzen die Bielefelder als einzige Initiative längst mit am Tisch.

Artikel vom 03.12.2005