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Junge Arbeitslose
erhalten neue Chance

AWO bildet Altenpflegehelfer aus - Arbeitplus hilft

Bielefeld (WB). 22 junge Bielefelder werden demnächst bei der AWO zum Altenpflegehelfer ausgebildet. Die einjährige Qualifizierung, für die noch gar keine Prüfungsordnung existiert, gilt als Pilotprojekt.

Bislang haben sich 28 Kandidaten beworben, zumeist Jugendliche, die noch nicht 25 Jahre alt sind - an sie richtet sich das neue Angebot -, aber auch einige Ältere. Die Vorauswahl erfolgte bei »Arbeitplus« (der Bielefelder Institution, in der sich Kräfte der Stadt, der Arbeitsagentur und der REGE um Auswege aus der Dauerarbeitslosigkeit bemühen) und direkt bei der Arbeiterwohlfahrt.
Ein Jahr soll die am 1. Januar beginnende Ausbildung interessierter Jugendlicher zum Altenpflegehelfer dauern. Sie gliedert sich in Theorieblöcke (alle im Elfriede-Eilers-Zentrum an der Detmolder Straße) und praktische Einheiten in ambulanter und stationärer Pflege. Ein Einblick in die Tagespflege ist möglich. Den Abschluss bildet eine mündliche, schriftliche und praktische Prüfung, deren Absolvent eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen kann - der Helfer steht zwischen ungelerntem Personal und der Fachkraft.
André Schwentker, Teamleiter Fallmanagement und Vermittlung Jugend bei »Arbeitplus«, nannte konkrete Zahlen: »Derzeit kümmern wir uns um 3800 Jugendliche, von denen 1570 arbeitslos sind - aus dem Kreise letzterer kommen die Kandidaten. Die künftigen Altenpflegehelfer haben den Hauptschulabschluss 10A - also ohne Mittlere Reife - und beziehen während der Ausbildung ihr Arbeitslosengeld 2 in Höhe von 345 Euro weiterhin von uns. Wir übernehmen auch die Sozialversicherung und die Kosten für die Unterkunft. Aus Landesmitteln kommt die Mehraufwandsentschädigung, monatlich 120 Euro.« Ein tariflich bezahlter 25-jähriger Helfer verdiene später etwa 18000 Euro im Jahr brutto.
Auch wenn eine Prüfungsordnung erst im Sommer 2006 erlassen werden soll, so können sich die im Bielefelder Projekt qualifizierten Jugendlichen anschließend problemlos um eine dreijährige Lehre zum Altenpfleger bewerben. »Der Markt für Helfertätigkeiten aber ist jetzt schon groß und wird weiter wachsen«, prophezeit Rüdiger Schnier, stellvertretender Fachseminarleiter für Altenpflege bei der AWO.
Der Diplompsychologe nennt als Arbeitsfeld der Helfer »qualifizierte Pflege und Betreuung in stabilen Pflegesituationen«. Behandlungspflege sei möglich, stehe aber nicht im Zentrum. In Krisenfällen werde eine Fachkraft eingeschaltet.
Zur Ausbildung gehört das Training in schwierigen Situationen. »Aber auch Selbstpflege - Stressbewältigung und -vermeidung sowie rückenschonendes Arbeiten - werden gelehrt«, sagt Schnier.

Artikel vom 03.12.2005