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Möbelbranche
spürt Aufwind

Hoffnungen auf Fußball-WM 2006

Von Bernhard Hertlein
Köln (WB). Die deutsche Möbelbranche setzt 2006 auf die Fußball-Weltmeisterschaft, auf vorgezogene Käufe wegen der Mehrwertsteuererhöhung Anfang 2007 und auf positive Effekte durch die »neue« Kölner Messe. Bereits von Januar bis September 2005 konnten die inländischen Hersteller um 1,8 Prozent zulegen - laut Verbandssprecher Dirk-Uwe Klaas der beste Wert seit sieben Jahren.
Zufrieden: Verbandssprecher Dirk-Uwe Klaas.

»Wer Flachbildschirme kauft, kauft vielleicht auch die passenden Möbel«, hofft Klaas im Blick auf die Fußball-WM. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte werde in den Monaten davor wie ein Konjunkturprogramm wirken.
Premiere feiert am 16. Januar 2006 die Internationale Möbelmesse: Erstmals ersetzen vier neue Hallen im Norden des Geländes die bisherigen »Rheinhallen«1 bis 5 im Westen. Mit einem kalkullierten Aufwand von 230 Millionen Euro errichtet bieten sie den Ausstellern den neuesten Stand der Technik. Köln sei auf gutem Weg, seine Rolle als weltweit führende Leitmesse der Branche auszubauen - und das trotz des südlichen Ambientes der Mailänder Konkurrenz, betonte Klaas. Auch die ostwestfälische Möbel-Ordermesse MOW habe ihren Zenit offenbar überschritten. Klaas: »Im Messezentrum für Mitnahmemöbel in Barntrup herrschte schon das letzte Mal nur tote Hose.«
Nach dem bisherigen guten Verlauf rechnet Klaas damit, dass die Möbelindustrie ihren Umsatz im Gesamtjahr 2005 um knapp zwei Prozent auf 20,5 Milliarden Euro steigern wird. Etwa ein Drittel werde im Ausland erzielt. Am besten schnitten mit einem Plus von 6,6 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro die lange gebeutelten Hersteller von Büro- und Ladenmöbeln ab. Bei Sitzmöbeln erhöhte sich der Umsatz um 6,7 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Küchen hielten sich auf dem Vorjahresniveau von 2,6 Milliarden. Und nur bei Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbeln buchte die Branche mit minus 2,2 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro ein negatives Ergebnis.
Energiepreise, Lkw-Maut und Verteuerung der Möbelbeschläge konnten nur zum kleineren Teil an die Endkunden weitergegeben werden. Die Rendite der noch 1159 Betriebe bleibt folglich unter Druck. Trotzdem glaubt Klaas, dass nach dem Abbau von weiteren 4000 der jetzt noch 123 600 Arbeitsplätze das Ende der Talsohle bei der Beschäftigung erreicht sei. Hoffnung auf ein Ende der Geiz-Welle weckte Thomas Grothkopp. »Viele Menschen sind mittlerweile die marktüberschwemmenden Billigprodukte von Discountern leid«, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes des Deutschen Möbel-, Küchen- und Einrichtungsfachhandels. Allerdings gingen sowohl der Neubau als auch der Konzentrationsprozess im Möbelhandel weiter. Allein in 2005 und 2006 würden 18 zusätzliche Häuser mit mehr als 25000 Quadratmeter Verkaufsfläche eröffnet. Grothkopp zufolge teilen sich Ikea, Lutz und Höffner inzwischen ein Viertel des Branchenumsatzes.

Artikel vom 02.12.2005