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Arbeitsmarkt erholt sich

Bezirk Bielefeld verzeichnet besten November seit zehn Jahren

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). In Ostwestfalen-Lippe »springt die Konjunktur an«. Das hat gestern der Leiter der Arbeitsagentur Bielefeld, Peter Glück, bei der Vorlage der Arbeitslosenzahlen für November erklärt.

Glück sprach von einer »besonders kräftig und lang anhaltend ausgefallenen Herbstbelebung am Arbeitsmarkt« und von wachsender Bereitschaft bei den Unternehmern, neue Mitarbeiter einzustellen. Im Agenturbezirk Bielefeld, der auch den Kreis Gütersloh umfasst, sank die Arbeitslosenzahl gegenüber Oktober um 1641 auf 38 270. »Das ist völlig ungewöhnlich, denn normalerweise steigt die Quote im November an«, betonte Glück. Zum ersten Mal seit 1995 konnte der Negativtrend gestoppt werden. Die Arbeitslosenzahl ging so deutlich zurück wie seit 14 Jahren nicht mehr.
Gleichzeitig wuchs das Stellenangebot kräftig. Im Vergleich zum November 2004 registrierte die Arbeitsagentur Bielefeld bei den Metall- und Elektroberufen 272 freie Jobs mehr. Die Agentur für Arbeit in Herford wiederum zählte seit Jahresbeginn 16 819 freie Stellen, 3470 mehr als von Januar bis November 2004. Agenturleiter Thomas Baecker führt genauso wie sein Kollege Peter Glück das höhere Stellenaufkommen auf die neue Ausrichtung der Dienststellen zurück. »Seit wir spezielle Vermittler-Teams haben, die ausschließlich die Betriebe betreuen, sind wir mit den Arbeitgebern besser im Geschäft und sie melden uns mehr Stellen als früher«, sagte Baecker dieser Zeitung.
In Herford gibt es den Arbeitgeberservice seit März, in Bielefeld seit Juli. Die Mitarbeiter pflegen engen Kontakt zu Unternehmern und versuchen neue Jobs zu werben sowie gemeldete Stellen rasch zu besetzen. Der Agenturbezirk Herford gehört mit einer Arbeitslosenquote von 9,6 Prozent und Platz 8 zu den zehn Bezirken in Nordrhein-Westfalen, die das Problem Erwerbslosigkeit am besten im Griff haben. Sehr gut steht Rheine mit 7,6 Prozent, am schlechtesten Gelsenkirchen mit einer Quote von 18,6 Prozent da.
Die milde Witterung begünstigte die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. In Deutschland sank die Zahl der Arbeitslosen im November um 25 000 auf 4 531 000. Die Quote ging leicht um 0,1 auf 10,9 Prozent zurück. So wie in Ostwestfalen-Lippe werden den Arbeitsagenturen deutlich mehr Stellen gemeldet. Im November gingen 422 000 Angebote ein, 193 000 mehr als vor einem Jahr. Die Agenturen können den Erwerbslosen zur Zeit 590 000 Stellen anbieten. Es gelinge schneller als früher, gerade erst arbeitslos gewordenen Menschen einen neuen Job zu vermitteln, sagte die Chefin der Regionaldirektion NRW in Düsseldorf, Christiane Schönefeld. Seit Jahresbeginn seien 34 000 Menschen ohne Umweg wieder in Lohn und Brot gebracht worden, neun Prozent mehr als im Vorjahr.
Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) sprach von der günstigsten Entwicklung in einem November seit der Wiedervereinigung. »Die weiterhin zu hohe Zahl der Arbeitslosen ist Auftrag, diesen Kurs konsequent und zuversichtlich zu verfolgen«, sagte er in Berlin. Dafür habe der Koalitionsvertrag die Weichen gestellt.
Wirtschaft/Seite 4: Kommentar

Artikel vom 02.12.2005