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Ernst: »Bielefeld kein
Pflaster zum Glänzen«

Schalke läuft sich in der SchücoArena für Milan warm

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Wenn Schalke kommt, ist immer was los. Das war vor 27 Jahren so, als am 19. August 1978 mit 34 800 die höchste Zuschauerzahl bei einem Fußballspiel auf der Bielefelder Alm dokumentiert wurde. Und das war am Samstag nicht anders, als 7000 Schalke-Fans die Partie in der ausverkauften SchücoArena zu einem Heimspiel für die Knappen machten.

»Ohne Schalke wär' hier gar nix los«, sangen die Anhänger der Blau-Weißen. Na ja, sagen wir mal: fast nix los. Denn ab und zu bündelten auch die Arminia-Anhänger all ihre Sangeskraft, um sich gegen die stimmliche Übermacht der Schalker zu stemmen.
Allerdings ebenso erfolglos wie die tapferen Bielefelder das auf dem Platz versuchten. Nur in der Schlussphase, als Arminia endlich mit Macht auf den Ausgleich drängte, sprang der Funke vom Rasen auf die Ränge über, wurde die Heimelf von den DSC-Fans unter den 26 601 Besuchern endlich wie eine solche angefeuert.
Damals, im August 1978, gewann die Arminia auch dank der tollen Unterstützung ihrer Anhänger gegen Schalke mit 3:2. Dieses Mal ging's auf dem Platz nicht so spektakulär zu. Und es lag weniger an der Unterstützung der Kulisse als vielmehr an der hohen Qualität des Schalker Kaders, dass Bielefeld anno 2005 0:1 verlor.
Das Siegtor für die Gäste fiel nach einer Standardsituation. Klingt nach nicht viel, war aber hochverdient für Gelsenkirchen. Vor allem aufgrund einer gehörigen Leistungssteigerung im zweiten Abschnitt. »In der ersten Halbzeit waren wir nicht durchschlagskräftig genug. Wir haben das Spiel viel zu sehr in die Breite gezogen«, kritisierte Trainer Ralf Rangnick. Indem er zur Pause für den angeschlagenen Verteidiger Marcelo Bordon, der trotz einer Oberschenkelverhärtung Dienstag im Champions-League-Spiel in Mailand zum Einsatz kommen soll, und den enttäuschenden Gustavo Varela die offensiven Ebbe Sand und Gerald Asamoah brachte, setzte Rangnick das Sieges-Signal.
Seine Mannschaft hatte verstanden, spielte gegen eine biedere Bielefelder Elf endlich ihre individuelle Überlegenheit aus. Die logische Konsequenz eines druckvollen Wiederbeginns: Christian Poulsens Kopfballtor zum 1:0 nach einem perfekt getimten Lincoln-Freistoß. Dass Poulsen zum Matchwinner wurde, lag allen voran an Kevin Kuranyi. Der Nationalspieler ließ vier Topmöglichkeiten ungenutzt, gefiel dennoch als ständig anspielbereiter Stoßstürmer, der im »Finale« der Champions-League-Gruppenphase beim AC Milan mit seinen Großchancen so verschwenderisch aber nicht umgehen darf.
Über Bielefeld nach Mailand: Die Pflicht haben die Gelsenkirchener in der SchücoArena erfüllt. »In Bielefeld kannst du nicht groß glänzen«, rechtfertigte Mittelfeldspieler Fabian Ernst den nicht berauschenden, aber eben erfolgreichen Auftritt der Schalker Sternchentruppe. Jetzt folgt die Kür im Giuseppe-Meazza-Stadion. Da warten Kaka, Schewtschenko, Maldini und Co. als die echten Stars.

Artikel vom 05.12.2005