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Bußgeld in Millionenhöhe

Preisabsprachen: Brüssel bestraft Verpackungshersteller

Die Mitarbeiter sind informiert: In Halle befindet sich ein Werk von Nordenia. Foto: Stefan Küppers

Halle/Brüssel (WB/ef/dpa). Deutsche und andere europäische Hersteller von Industrie-Plastiksäcken müssen wegen illegaler Preisabsprachen ein EU-Bußgeld von 290 Millionen Euro bezahlen. Darunter auch die Grevener Nordenia International AG, die in Halle (Kreis Gütersloh) ein Produktionswerk mit 250 Beschäftigten besitzt.
Es ist die höchste Strafe, die in den vergangenen drei Jahren verhängt wurde, teilte die EU-Kommission gestern in Brüssel mit. Einige der insgesamt 16 Unternehmen vereinbarten Preise und Konditionen in Deutschland, den Benelux-Ländern, Frankreich und Spanien mehr als 20 Jahre lang. Das ist für Kartelle eine sehr lange Zeit. In den Säcken werden vor allem Industriegüter, Baustoffe oder Düngemittel verpackt.
Auf Nordenia und Nordfolien GmbH (Steinfeld, NRW) entfallen 39,1 Millionen Euro Strafgeld, davon allein 31,9 auf Nordenia. Für das Grevener Folienunternehmen sind etwa 3000 Mitarbeiter tätig. Nordenia stellt Verpackungen für Handel und Industrie her. »Negative Auswirkungen auf die Arbeitsplätze wird es nicht geben«, sagte Nordenia-Sprecher Cord Witkowski gestern dieser Zeitung. Er betonte, das Unternehmen müsse zunächst den schriftlichen Bescheid prüfen. »Erst dann können wir agieren.«
Hohe Bußgelder müssen auch weitere Firmen zahlen: Die RKW AG Rheinische Kunststoffwerke und JM Gesellschaft für industrielle Beteiligungen (beide Worms) insgesamt 39 Millionen Euro; die Bischof+Klein GmbH & Co. in Lengerich 29,15 Millionen Euro und die Sachsa Verpackung GmbH 13,2 Millionen Euro. Den höchsten Betrag muss der finnische Hersteller UPM-Kymmene in die EU-Kasse zahlen: 56,55 Millionen Euro. Der Konzern hatte vor eineinhalb Jahren mitgeteilt, er habe die Sparte für Plastiksäcke im Industrieeinsatz im Dezember 2000 an die Rheinische Kunststoffwerke verkauft.
Firmenabsprachen zum Schaden von Kunden und Verbrauchern sind in der EU streng verboten. Das bisher höchste EU-Bußgeld betrug 855 Millionen Euro; es war 2001 gegen Vitaminhersteller verhängt worden.

Artikel vom 01.12.2005