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»Ein historischer Sieg«

Feiertag in Dortmund: Hannover und Neururer jubeln

Von Klaus Lükewille
Dortmund (WB). 2:0! Was für ein Ergebnis. Und was für ein Erlebnis. Hannover 96 feierte nach 41 endlos langen Jahren wieder einen Liga-Sieg in Dortmund. Und Peter Neururer jubelte gleich mit. Denn der Trainer hatte vorher bei sieben Versuchen mit dem 1. FC Saarbrücken, dem 1. FC Köln und dem VfL Bochum in diesem Stadion immer nur verloren.

Ein Tänzchen, wie nach großen Bochumer Erfolgen, legte der Fußball-Lehrer diesmal nicht auf den Rasen. Neues von Neururer: »Tanzen findet nicht mehr statt. Ich will mit seriöser Arbeit überzeugen. Ende. Aus.« Auch sein Statement nach dem 2:0 in Dortmund?
Aber natürlich nicht. Da ist selbst der neue Neururer sofort wieder ganz der alte Sprücheklopfer, er wählte Worte aus der höchstmöglichen Jubel-Kategorie: »Das war ein historischer Sieg.« Und selbstverständlich lieferte er noch eine kleine Zugabe: »Ich bin seit Jahren Mitglied beim FC Schalke 04. Mit diesem Parteibuch in der Tasche ist das wie ein Derbysieg.«
Vielleicht. Neururer hat eben seine ganz persönlichen Dortmunder Dimensionen. Auf jeden Fall war es ein wichtiger Dreier, der die Bilanz des Liga-Rückkehrers weiter aufwertet. 2:2 in Stuttgart. 5:1 gegen Kaiserslautern. Und jetzt 2:0 in Dortmund. »96« ist jetzt schon Achter. Ein Klasse-Einstand, den sich Neururer, hier ganz Gönner, aber nicht allein zuschreiben möchte: »Wenn man diese Erfolge nur an dem neuen Trainer festmachen würde, wäre das eine Sauerei dem Vorgänger gegenüber. Ewald Lienen hat in Hannover hervorragende Arbeit geleistet und mir eine intakte Truppe hinterlassen.«
Aber es sieht so aus, dass ohne Lienen jetzt noch mehr Linie bei den Auftritten der Niedersachsen zu erkennen ist. Manager Ilja Kaenzig, der die vorzeitige Trainer-Trennung besonders aktiv betrieben hatte, er stellte hoch erfreut fest: »Mit Neururer sind wir ins Rollen gekommen.« Leichte Schadenfreude klang da mit, denn ein Fan von Lienen war der 96-Funktionär nie.
Die meisten Spieler standen dagegen hinter dem Ex-Trainer. Wie Michael Tarnat, der aber trotzdem die Wirkung des »Neuen« anerkennt: »Neururer kann sehr gut motivieren. Das Ergebnis: Wir haben in Dortmund mit mehr Leidenschaft gekämpft und den Sieg unbedingt gewollt.« Kurz vor dem Anpfiff stand der Trainer auf dem Platz und redete noch einmal auf seine Profis ein. Ein Heißmacher während der Aufwärmphase.
Doch es sind nicht nur die flammenden Worte, es sind auch taktische Änderungen, die Thomas Brdaric inzwischen an Neururer schätzt: »Wir spielen nicht mehr so vorsichtig, sondern offensiver und aggressiver. Das ist gut für uns Stürmer: Da müssen wir nicht mehr so weite Wege gehen.«
Weniger rennen, besser stehen, dafür aber mehr lachen. Noch ein Plus-Punkt. So sieht es jedenfalls Christoph Dabrowski: »Das Training macht unter Neururer einfach mehr Spaß.« Der ernste Ewald und der putzige Peter: Da muss die Stimmungslage unterschiedlich sein.
In Dortmund freuten sich alle, Dabrowski ganz besonders. Der Ex-Bielefelder hatte das zweite Tor markiert und mit diesem Volley-Schuss Werbung in eigener Sache gemacht. Denn sein Vertrag läuft im Sommer 2006 aus, Verlängerungs-Verhandlungen beginnen in Kürze. Für Polen darf Dabrowski bei der WM 2006 nicht spielen, für Hannover 96 würde er gern am Bundesliga-Ball bleiben.

Artikel vom 05.12.2005