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Braut steht nicht zum Verkauf

Berger: Adcuram betrachtet Kauf von IMA als langfristiges Investment

Von Bernhard Hertlein
Lübbecke (WB). IMA Kleesmann unternimmt einen neuen Anfang. Nach fünfjähriger Zugehörigkeit zum Homag-Konzern werden unter dem neuen Eigentümer Adcuram die Kosten reduziert, die Produktion in Lübbecke verschlankt, das Innovationstempo erhöht und das Sortiment ausgeweitet.
Die mit 48,7 Metern längste Anlage zur Türenfertigung -Êhier mit den IMA-Mitarbeitern Roman Kern (l.) und Tom Heinicke -Êwird in Kürze an Westag & Getalit in Rheda-Wiedenbrück ausgeliefert.Foto: Griepenstroh

Bernhard Berger, seit 1. November als Vertreter des neuen Eigentümers Vorsitzender der IMA-Geschäftsführung, kündigte gestern unter anderem den Wiedereinstieg in Entwicklung und Herstellung auch einfacher Maschinen zur Möbelfertigung an. Sie würden aber aus Kostengründen künftig nicht in Lübbecke hergestellt. Stattdessen sucht IMA nach einem Standort in Mittel- oder Osteuropa. Am Stammsitz ist die Produktion nach einigen Großaufträgen derzeit bis zur Kapazitätsgrenze ausgelastet.
Mit der Einstiegsklasse für Holzbearbeitungsmaschinen zielt IMA außer auf den deutschen Handwerker auf die schnell wachsenden Möbelproduktionen in China und Indien. In Kürze wird eine 1,8 Millionen Euro teure High Tech-Anlage für Mitnahme- und Wohnraum-Möbel nach China ausgeliefert. Indien, so Berger, sei »der Markt von Übermorgen, in den wir jetzt investieren«.
Gute Nachricht für die heimische Möbelindustrie: Auch deutsche Hersteller investieren wieder. Für den Technologieführer IMA ist die Zusammenarbeit mit heimischen Betrieben von besonderer Bedeutung. Zu den Kunden gehören unter anderem Schieder, Hülsta, Alno, Nolte und Nobilia.
IMA hat eine schwierige Zeit hinter sich. Beim Einstieg des Marktführers für Holzbearbeitungsmaschinen, der im süddeutschen Schopfloch produzierenden Homag AG, erzielten 850 Mitarbeiter der IMA-Gruppe noch einen Umsatz von 140 Millionen Euro. In den vergangenen Jahren, die mit Verlusten abschlossen, schadeten natürlich die ständigen Verkaufsgespräche. Das ist vorbei. Bernhard Berger erklärte IMA, die er gemeinsam mit den bisherigen Geschäftsführern Hans-Ulrich Reichling und Reinhard Wöstmann führen werde, zum langfristigen Investment. Es sei nicht Ziel von Adcuram, »die Braut schnell hübsch zu machen und dann teuer zu verkaufen«. Den Investoren genüge eine langfristige Umsatzrendite zwischen fünf und acht Prozent. Sie sei mit IMA durchaus erreichbar.
Wegen der geplanten Kosteneinsparungen verhandelt Berger bereits mit dem Betriebsrat. Zum Umfang eines Beschäftigungspaktes wollte er sich nicht äußern. Er sei aber optimistisch, bis Januar zu einer Einigung zu kommen.

Artikel vom 01.12.2005