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Europas »Heizung« wird schwächer

Atlantische Meeresströmung befördert weniger südliches Warmwasser


London/Hamburg (dpa). Die gewaltige atlantische Meeresströmung, die Nordeuropa mildes Klima bringt, verlangsamt sich.
Was Computerprogramme seit Jahren vorhersagen, haben Messungen britischer Forscher nun erstmals bestätigt. Das Strömungssystem, das wie eine riesige Umwälzpumpe warmes Wasser in den Nordatlantik bringt und kälteres Wasser wieder in südlichere Breitengerade transportiert, habe sich seit 1957 um etwa 30 Prozent abgeschwächt, berichten der Ozeanograph Harry Bryden und Kollegen vom britischen Zentrum für Ozeanographie in Southampton im aktuellen Fachmagazin »Nature«.
Anhand von Wasserproben aus den Jahren 1957, 1981, 1992, 1998 und 2004 habe sich gezeigt, dass die Menge des in großer Tiefe nach Süden zurückfließenden Kaltwassers um 50 Prozent abgenommen hat. Zudem sei die Menge des warmen Wassers, das nur noch in subtropischen Regionen zirkuliert und gar nicht mehr in den großen Kreislauf nach Norden eingespeist wird, um die Hälfte angestiegen.
Meereskundler Detlef Quadfasel von der Uni Hamburg verweist in diesem Zusammenhang auf Vorhersagen der Klimaforscher aus Potsdam, wonach die Strömung durch den stetig vermehrten Zufluss von Schmelzwasser im Norden nicht langsam, sondern sogar plötzlich versiegen könne. Quadfasel: »Das ist kein linearer Prozess.«

Artikel vom 01.12.2005