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Frauen, die die Welt bewegen

Michail Gorbatschow vergab zum zweiten Mal »Women's World Awards«

Von Tobias D. Höhn
Leipzig (dpa). Nicht die Glamourgirls und Filmschönheiten lockten das Publikum zu minutenlangem Beifall, sondern Frauen voller Lebensmut und Nächstenliebe.
Ausgezeichnete Britinnen: Alison Lapper und Lisa Stansfield.
Strahlte: Kinderdorf-Mutter Margarethe Gehring mit ihrem Preis.

Die ohne Arme und mit stark verkürzten Beinen geborene Britin Alison Lapper und die deutsche SOS-Kinderdorf-Mutter Margarete Gehring waren die Stars bei den am Dienstagabend in Leipzig zum zweiten Mal verliehenen »Women's World Awards«.
Margarethe Gehring nahm die Ehrung stellvertretend für die etwa 5500 Mütter in den SOS-Kinderdörfern der Erde entgegen - ihnen und den von ihnen etwa 50 000 weltweit in Familien betreuten Kindern gilt in diesem Jahr auch die WESTFALEN-BLATT Spendenaktion zu Weihnachten.
Insgesamt zehn Frauen aus Politik, Medien, Wirtschaft und Gesellschaft bekamen für ihr außergewöhnliches Engagement einen nicht dotierten, aber kunstvoll gestalteten Preis in Form der gläsernen weiblichen Silhouette.
»Das ist nur eine bescheidene Anerkennung der großartigen Taten unserer Zeitgenossinnen. Wir wollen damit Mut machen«, sagte der ehemalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow und forderte im gleichen Atemzug mehr Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Ansonsten führte der 74-Jährige als Präsident der »World Awards«, die den globalen Frauenpreis »Women's World Awards« vergeben, eher zurückhaltend durch die 90-minütige Gala. »Herausragende Frauen zeigen, dass man sehr wohl etwas tun kann für die globale Welt, ob auf lokaler oder internationaler Ebene«, sagte er.
Das Engagement der Geehrten würdigten auch die Laudatoren, wie die Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Claudia Roth, in ihrer Lobesrede über TV-Moderatorin Sabine Christiansen, Sissi Perlinger über Modeschöpferin Donatella Versace oder »Scorpions«-Frontmann Klaus Meine über Popbardin Lisa Stansfield. Pointiert blickte »Herr der Ringe«-Mime Christopher Lee (83) auf das Lebenswerk der französischen Filmdiva Catherine Deneuve: »Bedauerlicherweise habe ich nicht mit ihr gedreht, aber vielleicht kommt das noch.« Die mit vielen Preisen dekorierte Deneuve sagte: »Heute Nachte bin ich mehr denn je stolz, eine Frau zu sein.«
Weitere »Frauen des Jahres« sind die frühere pakistanische Premierministerin Benazir Bhutto, »Desperate Housewives«-Star Teri Hatcher, »Stil-Ikone« Linda Evangelista sowie Sarah, Herzogin von York, die als einzige dem Blitzlichtgewitter und dem roten Teppich fern blieb.
Als Fernsehmoderator und UNICEF-Botschafter Joachim »Blacky« Fuchsberger mit einfühlsamen Worten das Schicksal der Britin Alison Lapper schilderte, hielt es keinen der Besucher im Studio 3 der Media City Leipzig mehr auf den Stühlen. »Wer mit ihr spricht, wer sie kennt, muss seine Emotionen nicht verbergen«, sagte Fuchsberger. Die 40-Jährige malt faszinierende Bilder - mit dem Mund. Sie arbeitete als Fotomodel, hat einen sechsjährigen Sohn und schrieb mit »Autobiografie einer Optimistin« einen Bestseller. Auch wenn sie die Begeisterung und den Rummel um ihre Person nicht nachvollziehen konnte, sagte Lapper mit feuchten Augen: »Ich stehe heute hier als Botschafterin für alle Behinderten dieser Welt.«
www.womensworldawards.com

Artikel vom 01.12.2005