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Bei Grippe mit Mundschutz zum Arzt

Hygiene-Experte fordert: In der Praxis sollte auch auf das Händeschütteln verzichtet werden

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld (WB). Zum Schutz vor der anrollenden Grippewelle sollen in den Arztpraxen Patienten mit Verdacht auf Influenza, Mediziner und Arzthelferinnen einen Mund- und Nasenschutz tragen.
Wehrt bei Grippegefahr eine Ansteckung ab: Mundschutz in der Arztpraxis.
Ärzte sollten sich ferner mit einem Schutzkittel und Einweghandschuhen schützen, fordert das Robert-Koch-Institut in Berlin. Noch wichtiger als das Tragen einer Maske sei es, bei einer Vielzahl von Patienten mit Atemwegsinfektionen diese in der Praxis von den »normalen« Patienten zu isolieren, sagte Impfexperte Jürgen Rissland (38). Er ist beim NRW-Landesinstitut für den öffentlichen Gesundheitsdienst in Bielefeld/Münster Leiter des Dezernates für Hygiene, Infektiologie und Impfwesen. Sinnvoll sei die Einrichtung von zwei Wartezimmern, wenn dies räumlich möglich sei. Ferner sollte bei der Begrüßung auf das Händeschütteln verzichtet werden, auch wenn dies unhöflich erscheine. Außerdem sollten Patienten angehalten werden, bei Husten und Niesen den Mund nicht mit der Hand abzudecken, sondern den Ellenbogen zu nehmen. Zusätzlich sollte der Arzt als Serviceleistungen Desinfektionsmittelspender anbringen und Einmal-Taschentücher bereithalten.
Eine Empfehlung zum Tragen von Masken zur Vermeidung einer Grippe-Übertragung ist jetzt erstmals in Deutschland von niedersächsischen Amtsärzten der Region Hannover sowie der Kreise Celle, Schaumburg und Hameln-Pyrmont ausgesprochen worden. Diese Schutzmaßnahmen werden vom Robert-Koch-Institut sowie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin befürwortet. Das Robert-Koch-Institut plant darüber hinaus eine Studie, um den Stellenwert von Schutzmasken bei Infektionskrankheiten neu zu bewerten. Nach Angaben der Bundesanstalt ist der wirksamste Schutz vor Grippe eine Impfung. Weitere vorbeugende Maßnahmen seien aber von größter Bedeutung, wenn eine rechtzeitige Schutzimpfung nicht möglich war. In Westfalen-Lippe ist bereits, wie berichtet, die herbstliche Grippeimpfung 2005 abgeschlossen. Nach Angaben des Apothekerverbandes gibt es keinen Impfstoff mehr.
Als Mund- und Nasenschutz in den Arztpraxen eigne sich eine normale Operationsmaske, wie sie in Klinken verwendet werde, sagte Dr. H.-Bernhard Behrends (52) vom Fachbereich Gesundheit der Region Hannover. Es gelte den bestmöglichen Schutz zu gewährleisten. Deshalb sollte gerade in Zeiten einer möglichen weltweiten Grippe-Epidemie (Pandemie) die bisherige Routine in der Praxen durchbrochen werden.
Bereits bei der jährlichen Grippewelle sind nach Angaben des Robert-Koch-Institutes bundesweit durchschnittlich 10 000 influenzbedingte Todesfälle zu beklagen. Bei gewöhnlichen Grippewellen gibt es bis zu fünf Millionen zusätzlicher Arztkontakte und bis zu 30 000 zusätzlichen Klinikaufenthalte, teilte die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin mit. Diese Zahlen zeigten, wie notwendig weitere präventive Maßnahmen einschließlich des Atemschutzes seien.

Artikel vom 01.12.2005