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Weiter Bogen vom Barock bis hin zur Romantik

Zweites Saisonkonzert der Reihe »Wiener Klassik«

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Die Begeisterung für Wiener Klassik ist in Bielefeld ungebrochen. Bestücken Heribert Beissel und seine Klassische Philharmonie Bonn das Podium der Oetkerhalle, bleibt kaum ein Platz frei. So auch beim zweiten Saisonkonzert.

Gern unternimmt das Tourneeorchester Ausflüge in die die Klassik umgebenden Epochen. Diesmal spannte Beissel den Bogen gar besonders weit: Vom Barock über die Klassik bis hin zur Romantik in den Zugaben.
Ein Brandenburgisches gefällig? Dann doch bitte das dritte und damit meistgespielte unter den Gruppenkonzerten, die Johann Sebastian Bach dem Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg widmete. Ein kleines, wendiges Streicherensemble aus dem großen Kreis der Philharmonie servierte das Werk in vitaler Frische. Zügig im Tempo angegangen, eiferten Violinen, Violen und Bässe in schönster Präzision und Klangtransparenz um die Wette. Markant und klar in der Abgrenzung der motivischen Arbeit ließ man spätbarocke Concerto-Kunst vernehmen, verzichtete indes zugunsten des treibenden Vorwärts-Drives darauf, die rhythmische Komponente bis ins letzte Detail agogisch auszuleuchten.
Das letzte von Mozarts Violinkonzerten in A-Dur ist durch ein besonders kühnes und vielschichtiges Ausdrucksspektrum gekennzeichnet und gilt als das wertvollste unter den fünf Konzerten. Mit dem erst 23-jährigen Kirill Troussov stand ein hochbegabter Virtuose parat, der den anspruchsvollen technischen Part makellos meisterte. Eine sprechende Interpretation gelang dem jungen Russen am ehesten im Rondeau. Hier konnte Troussov sein wild dämonisches Temperament voll ausspielen. Brav hingegen blieb er im Adagio hinter den Erwartungen zurück. Trotz seines betörenden Vibratotons ließ Troussov hier keine Erschütterung aufkommen. Ganz der Virtuose - aber leider auch nicht mehr - empfahl sich Kirill Troussov mit zwei »teuflischen« Paganini-Capricen als Zugabe.
Weiträumigkeit und spielerischen Charakter verlieh im Anschluss die Klassische Philharmonie Joseph Haydns Sinfonie Nr. 84. Repräsentativ in der Largo-Einleitung, exponiert munter im Allegro, wiegend im Andante, etwas rustikal im Menuett und munter im Finale schälte Beissel plakativ die charakteristischen Merkmale heraus und das bestens aufgelegte Orchester folgte ihm gewohnt präzise. -ÊRauschender Beifall.

Artikel vom 01.12.2005