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Nach drei Jahrzehnten
Abschied von der Politik

Beate Rasche-Schürmann verlässt die Bezirksvertretung

Von Annemargret Ohlig
(Text und Fotos)
Sennestadt (WB). »Mädchen, du musst mehr reden«, forderte der ehemalige NRW-Arbeitsminister und SPD-Fraktionschef Friedhelm Farthmann Beate Rasche-Schürmann 1979 auf. »Aber ich war damals so schüchtern«, erinnert sich die Sennestädterin heute höchst vergnügt an den gemeinsamen »Werbezug« für ihr Ratsmandat mit Farthmann.

Den Sitz im Bielefelder Rat holte sie damals für die SPD - trotz aller Schüchternheit. Und es waren für Beate Rasche-Schürmann buchstäblich fruchtbare Jahre. »In dieser Zeit sind nämlich zwei unserer insgesamt vier Kinder geboren worden«, schildert sie die nicht immer leichte Situation und arbeitsintensive Jahre als berufstätige Ehefrau des bekannten Archithekten Christoph Rasche-Schürmann, Mutter und Rats- und Bezirksvertretungsmitglied.
Das Reden vor fremden Menschen macht der 57-Jährige allerdings längst keine Mühe mehr. Das war in den vergangenen drei Jahrzehnten ihrer kommunalpolitischen Arbeit immer dann recht deutlich zu hören, wenn es um Umweltthemen im Allgemeinen und solche in Sennestadt im Besonderen ging. Denn bereits 1975 wurde sie dort in die Bezirksvertretung gewählt worden. Einige Jahre war sie zudem stellvertretende Bezirksvorsteherin.
»1974 war ich mit meinem Mann von Niedersachsen in seine Heimat Sennestadt gezogen, unterrichtete als Lehrerin an der Adolf-Reichwein-Schule Deutsch, Englisch und kath. Religion und leitete die Theater AG«, sagt Beate Rasche-Schürmann. »Außerdem ging ich zu Mitgliederversammlungen der SPD und besuchte Bezirksvertretersitzungen.«
Das fiel auf. Die gerade einmal 27-Jährige wurde in die Bezirksvertretung gewählt und saß als Parteilose in der SPD-Fraktion. Erst 1978 wurde sie Parteimitglied, denn sie sollte - siehe oben - für den Rat kandidieren.
In gut vier Wochen nimmt sie Abschied von der aktiven Politik: Beate Rasche-Schürmann steigt nach 30 Jahren aus. Die heutige Bezirksvertretersitzung in Sennestadt ist ihre allerletzte. »Ich bin nicht frustriert, aber ich möchte mehr Zeit für meine Familie haben. Zudem gibt es noch meinen Beruf als Lehrerin«, erklärt sie den Hintergrund für ihren Rückzug.
Und: »Jetzt sollen Jüngere mit neuen Ideen ran«, meint sie mit Nachdruck. Ihr Nachfolger in der Sennestädter SPD-Fraktion ist ein Angehöriger dieser jüngeren Generation. Björn Deppermann, ist 25 Jahre alt. »Es ist ein Privileg der Jugend, kämpferisch die Ziele zu verfolgen«, meint Beate Rasche-Schürmann.
Bei sich selbst habe sie im Laufe der Jahre festgestellt, dass sie zunehmend großzügiger und weniger kämpferisch geworden sei, mehr die Kompromisse suche. Womit sie wieder beim eigentliche Grund für ihren Abschied ist. Zumal (fast) alle Ideen, für die sich die 57-Jährige in der Vergangenheit in der Bezirksvertretung stark gemacht hat, verwirklicht wurden.
Eines bedauert Beate Rasche-Schürmann allerdings sehr: »Ich dachte immer, ich schaffe es noch mit der Umsetzung des Bebauungsplanes Württemberger Allee. Doch das ist die einzige Idee, die wir in all den Jahren noch nicht endgültig realisieren konnten - obwohl das Umweltverträglichkeitsgutachten dafür fertig ist.«

Artikel vom 01.12.2005