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Vishwanathan Anand galt zum Turnierbeginn im argentinischen San Luis als Favorit auf den WM-Titel. Sein mit dem Russen Peter Swidler geteilten 2./3. Platz kann gleichwohl keine Enttäuschung sein, dazu waren die Gegner zu stark. Anand lag 1,5 Punkte hinter dem Turniersieger Topalov zurück und ebenfalls 1,5 Punkte vor dem Vierten Morosewitsch.


Caro-Kann

Weiß: Polgar
Schwarz: Anand

1.e4 c6 2.d4 d5 3.Sc3 de4 4.Se4 Sd7 5.Ld3 Sgf6 6.Sf3 Se4 7.Le4 Sf6 8.Ld3 Lg4 9.Le3 e6 10.c3 Ld6 11.h3 Lh5 Judit Polgar strebt auf der Suche nach der Initiative die lange Rochade und Angriff auf der Königsseite an, doch daraus wird nichts. Gesund wäre 12.0-0 0-0 13.De2 12.De2 Da5 13.a4 Eine folgenreiche Schwächung der Bauernstruktur, doch die lange Rochade soll es ja unbedingt sein. Perspektivlos ist allerdings auch 13.g4 Lg6 14.Sd2 Dd5. 13...0-0 14.Dc2 Sie nimmt die Zerschlagung ihrer Bauern in Kauf und erhofft sich etwas von der offenen Linie. Der Inder führt eindrucksvoll vor, wie man vage Angriffsideen im Keim erstickt und sich zugleich selbst konkrete Chancen erarbeitet. Eine Lehrpartie. 14...Lf3 15.gf3 Dh5 16.0-0-0 Sd5 Der Bauer ist unwichtig; etwas wie 16...Df3 17.Le2 Dd5 18.Thg1 schwebte ihr vielleicht vor. 17.Kb1 b5 18.Tdg1 Gut, 18.ab5 cb5 19.Lb5 ist ungenau wegen 19...Se3 20.fe3 Db5, das sieht auch, wer keine Spielberechtigung in San Luis hat, doch der Aufmarsch auf der g-Linie (zunächst droht 19.Tg5) entwickelt keine Kraft. Schwarz hat bereits fühlbaren Vorteil. 18...f6 19.ab5 cb5 20.Lc1 Tab8 21.De2 Tfe8 22.De4 Kh8 23.h4 f5 Schwarz hat die weißfeldrige Befestigung vollendet und geht zügig zum Gegenangriff über. 24.De2 Df7 25.Tg2 25.Lb5?! Sc3 26.bc3 a6 ist klar. 25...Lf4 26.Thg1 Tg8 27.Le3 Dd7 28.Dd2 Ld6 29.Lc2 Db7 30.Lg5 b4 Nach sorgfältiger Vorbereitung packt Anand die Felder c3 und b2 an. Der Angriff schlägt schnell durch. 31.c4 b3 32.Ld3 Sowohl 32.Lb3 Db3 33.cd5 La3 34.Dc2 Dd5 als auch 32.cd5 bc2 33.Dc2 Dd5 lassen das weiße Elend grell aufscheinen. 32...Lb4 33.De2 Da6 34.Lh6 Die Folgen von 34.cd5 liegen auf der Hand: 34...Da2 35.Kc1 Tbc8 nebst Matt. Vishy Anand krönt seine gute Leistung mit einem knackigen Schlussangriff. 34...Sc3! 35.bc3 Lc3 36.Kc1 Da3 37.Kd1 Da1 38.Lc1 b2 39.De3 Ld4 40.Dd2 bc1D 41.Dc1 Da2, und wegen des drohenden 42...Tgd8 beziehungsweise 42...Tb2 nebst 43...Db3 gab Weiß auf.


H. Böttger, Heilbronner Stimme 2003Matt in sechs Zügen

Lösung der Schachaufgabe von G. Guidelli:
Das preisgekrönte altehrwürdige Stück bietet mit zweifacher Schachprovokation zwei Kreuzschachs mit Linienöffnung bzw. Block und Entfesselung (1.Dc7? Se3!): 1.Da7! (dr. 2.Tb5 matt, 1...Kd5 2.e4 matt) 1...Ld5/Dd5 2.Te6/Se6 matt.

Die »Meisterpartie« schreibt der Internationale Fernschachmeister Christoph Pragua.

Artikel vom 10.12.2005