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Sir Mick und seine Tafelrunde
Die »Rolling Stones« gehen im Sommer 2006 auf Deutschland-Tournee - Hannover am 19. Juli
Hannover. Er rollt und rollt und rollt, ohne das Rocken dabei zu vergessen: der Altherren-Trupp der »Rolling Stones« - im kommenden Sommer auch wieder durch deutsche Lande. Hier dürfte die Knittergesichter-Riege von einer großen Koalition aus Altrockern, Premieren-Promis und Politikern willkommen geheißen werden.
Letztere sind mit im Boot, da die Band mit der Lizenz zum Gelddrucken derzeit auch ein Paradebeispiel dafür abgeben dürfte, dass man selbst über 60 auf dem Arbeitsmarkt noch gefragt sein kann - zumindestens, wenn man sein eigener Arbeitgeber ist.
Wie es sich für ein global bekanntes Markenzeichen gehört, wird den Konzertbesuchern genau das geboten, was Jagger & Co. immer mit im Tourgepäck haben, wenn sie die Großarenen bespielen: Mit ruppigem Charme und genial verschlampten Gitarren-Einsätzen werden jede Menge eigene Klassiker neu aufgelegt, dazu gibt's ein paar obskurere Nummern aus dem überbordenden Back-Katalog, und man ergänzt -Êum das aktuelle Album »A Bigger Bang« nicht unbeworben zu lassen -Êdieses wohlgeschnürte »Best of«-Paket durch gerade soviel neues Material, dass man nicht allzu viele steinalte Fans vergrätzt.
Wie gewohnt wird Sir Mick allabendlich den Massen-Aerobic-Einpeitscher auf einer spektakulären Bühne geben: Bei den bereits absolvierten Auftritten im Rahmen der US-Tournee ermöglichten es die mehrstöckigen Bühnenaufbauten, dass einige hundert Konzertbesucher sogar auf der Bühne Platz fanden.
Auf Großbildschirmen und in natura wird dann erneut live dokumentiert, wie sich der fleischgewordene Gitarren-Poseur Keith Richards einmal mehr darüber freut, die Grundregeln der gesunden Lebensführung ein Leben lang mit großem Selbsterforschungsdrang konsequent (erfolgreich?) ignoriert zu haben, wie Ron Wood den überqualifizierten ewigen Band-Lehrling und Jagger den niemals stillstehenden Gockel gibt, und der vermeintlich unscheinbare Schlagzeuger im Hintergrund, Charlie Watts, wieder einmal den größten Applaus einheimst.
Da bislang noch nicht abzusehen ist, dass dies die allerletzte Tour der »Steine« ist, könnten sie im Jahr 2009 dann den Beweis antreten, dass bei der vorgesehenen Anhebung des Renteneintrittsalters in »good old Germany« durchaus noch Spielraum für Erweiterungen vorhanden ist: Charlie Watts wäre dann 68, somit ein Jahr über dem hierzulande angestrebten Ruhestandsbeginn.
Die Rockband beginnt ihre Tour am 10. Juli in Nürnberg (Frankenstadion). Danach folgen Konzerte in Leipzig (12. Juli, Zentralstadion), Frankfurt/Main (14. Juli, Commerzbank-Arena), München (16. Juli, Olympiastadion), Hannover (19. Juli, AWD-Arena), Köln (23. Juli, Rhein-Energie-Stadion) und Stuttgart (3. August, Gottlieb-Daimler-Stadion).
Jagger kündigte zudem ein Konzert in Berlin an, konnte aber kein Datum nennen. Merkel und »Münte« müssen also nicht allzu weit anreisen, um die Mutter aller Edelschnulzen zu hören: »Angie« - diesmal allerdings nicht als unfreiwillige Wahlkampfhymne.
Klaus Gosmann
www.rollingstones.com

Artikel vom 09.12.2005