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Legenden und Weltmeister

Bevor der erste Anpfiff ertönt: Berlin erlebt am 7. Juni die WM-Gala

Berlin (dpa). »Ein ungewöhnliches Fest für eine ungewöhnliche Stadt«: André Heller kam ins Schwärmen, als er sein Konzept und das Team für die Eröffnungsgala der Fußball-Weltmeisterschaft am 7. Juni 2006 in Berlin vorstellte.
Neben »Kaiser« Franz Beckenbauer ließ der Österreicher mit Peter Gabriel und Brian Eno gleich zwei Pop-Veteranen aufmarschieren, die im Olympiastadion für die Musik sorgen sollen. Es ist das erste Mal, dass eine Fußball-WM mit einer Gala und nicht mit einem Spiel beginnt.
Etwa 6500 Freiwillige sollen in der Arena und hinter den Kulissen für ein Spektakel sorgen, »das es in der Geschichte des Weltfußballverbandes FIFA so nicht gegeben hat«, wie Heller versicherte. Für die Premiere kann er tatsächlich mit weltweit klingenden Namen aufwarten: Neben 132 Fußballweltmeistern, unter ihnen Sportlegenden wie Diego Maradona und Pelé, werden auch die amerikanische Starsopranistin Jessye Norman, die HipHop-Band Black Eyed Peas und der Sänger Cheb Kahled aus Algerien auftreten.
Die Regie übernehmen der französische Choreograf Philippe Decouflé, der das Abschlussfest der Olympischen Winterspiele 1992 in Albertville gestaltete, sowie Mark Fischer, Bühnenbildner unter anderem für die Touren von Rolling Stones, U2 und Robbie Williams. Mit dem früheren Genesis-Musiker Peter Gabriel soll die Sound-Kulisse wohl als Mischung weltweiter Klänge aus den Lautsprechern tönen. Für die Gala-Hymne sind von Brian Eno als Fachmann für elektronische Musik sphärische Klänge zu erwarten.
Für die Show werden die Zuschauer tief in die Tasche greifen müssen: Zwischen 100 und 750 Euro sollen die Karten kosten - ein »moderater Preis«, der nach Auskunft von FIFA-Generalsekretär Urs Linsi den Tickets eines WM-Halbfinales entspricht. Der Vorverkauf begann bereits im Internet (wwww.fifworldcup.com), über ein Kartentelefon (01805-570026) und an üblichen Theaterkassen.
»Mit dem Fest werden wir buchhalterisch ein Verlustgeschäft machen«, räumte Verbandssekretär Linsi ein. Doch es sei der FIFA wert, mit der Berliner Gala die Tradition von WM-Eröffnungsshows zu begründen. Das Eröffnungsspiel findet allerdings zwei Tage später statt - in München. Die WM endet am 9. Juli 2006. Die Fernsehanstalten, die für die Übertragungsrechte bezahlen sollen, würden die Show als »Geheimtipp« handeln.
»Das kann nur einer«, lobte Beckenbauer als Chef des deutschen WM-Organisationskomitees den Wiener Künstler, dem für die Eröffnungsshow zwischen 23 und 25 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Doch anders als bei manchen Olympischen Spielen wird das Fest, so viel machte Heller deutlich, keine Visitenkarte des Gastgeberlandes sein. Es wird weder Schuhplattler noch Shanty-Chöre geben. Das Fest soll europäisch und international sein - »und nicht, was sich der kleine Moritz unter Populärgeschmack vorzustellen hat«, wie Heller sagte. Die Freiwilligen kommen allerdings aus Deutschland.

Artikel vom 01.12.2005