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Steine liegen auf
dem Hertha-Weg

Zwischen Sorgen und Ambitionen

Genua (dpa). Nach der Finanz-Offenbarung kündigte Manager Dieter Hoeneß einen »steinigen Weg« für Hertha BSC an. Die wirtschaftliche Lage ist mit 35 Millionen Euro Schulden alles andere als rosig - doch für die Berliner Profis zählt in Genua allein der sportliche Erfolg.
»Wir waren nicht überrascht, die Zahlen waren ja zuvor schon bekannt. Und welcher Bundesliga-Club außer Bayern hat keine Schulden?«, fragte Kapitän Arne Friedrich und reagierte damit gelassen auf die nächtlichen Veröffentlichungen seines Vereins. »Wir wollen bei Sampdoria den einen oder anderen Punkt entführen, wir wollen im UEFA-Cup überwintern«, hatte der Nationalspieler bei der Vollversammlung des Vereins noch versprochen.
Am Morgen danach studierten Friedrich und seine Kollegen auf dem Air-Berlin-Sonderflug von Berlin-Schönefeld ins vier Grad kalte und regnerische Genua in den druckfrischen Zeitungen die wirtschaftlichen Details, die Finanz-Geschäftsführer Ingo Schiller offen gelegt hatte. Aus dem Geschäftsjahr 2004/05 hat Hertha bei einem Rekordumsatz von 73 Millionen Euro einen Gewinn von 11,3 Millionen bilanziert. Schiller räumte allerdings ein, dass dies nur durch so genannte Sondereffekte möglich war. Die Hertha KGaA gliederte Rechte für VIP-Plätze an eine Tochtergesellschaft aus und schrieb dafür 28 Millionen auf die Einnahmen-Seite.
Ansonsten hätte der operative Verlust bei 4,2 Millionen Euro gelegen. Von den 35 Millionen Euro Verbindlichkeiten sind 17,7 Millionen Euro kurzfristige Schulden. »Es geht uns auch jetzt nicht gut«, erklärte Hoeneß. Und Schiller betonte, Hertha habe Finanzbedarf. Verhandlungen mit einem neuen Trikotsponsor, mit einem möglichen strategischen Partner und über eine langfristige Umschuldung laufen. In den kommenden Wochen soll ein »tragfähiges Finanzkonzept« vorgelegt werden.
Beifall gab es von den Mitgliedern für die Vertragsverlängerung von Falko Götz bis 2008. Der Trainer hat aber vor dem Spiel beim Tabellen-Siebten der italienischen Serie A Sorgen. Niko Kovac flog von Fieber geschwächt mit. Dick van Burik (Gehirnerschütterung), Pal Dardai (Leistenzerrung), Oliver Schröder (Fußprellung) sowie Marko Pantelic (nicht spielberechtigt) fallen ohnehin aus. Zwar steht dafür heute (20.45/ZDF) der lange verletzte Gilberto wieder zur Verfügung, doch über 90 Minuten wird der Brasilianer sicher nicht spielen.
Die Lage ist klar: Hertha steht in der UEFA-Cup-Gruppe C mit vier Punkten auf Rang vier, der am Ende das Aus bedeuten würde. »Ein Sieg in Genua wäre die Eintrittskarte in die K.o.-Runde«, sagte Götz.

Artikel vom 30.11.2005