30.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Wenn das Kind klüger ist als die Eltern

ARD-Drama »In Liebe eine Eins« zeigt den Kampf einer Mutter gegen Behördenmacht

ARD, 20.15 Uhr: Leni Bluhm ist geistig zurückgeblieben. Sie kann kaum lesen, schreiben und rechnen. Ihrem Sohn ist die junge Frau, dargestellt von Anna Loos, jedoch eine überaus liebevolle Mutter.

Gemeinsam meistern sie das Leben - bis der aufgeweckte Dominik (der kleine Leo Natalis hatte gerade erst im Sat1-Quotenrenner »Die Luftbrücke« eine Rolle) - eingeschult wird. Dort kommen auf einmal Zweifel daran auf, dass eine stark unter Durchschnitt intelligente Mutter fähig ist, ein Kind »normal« großzuziehen. Aber was haben Intelligenz und Herzenswärme miteinander zu tun? Im Laufe des Filmes wird klar: Es sind die »Klugen«, denen es oft an Gefühlen fehlt.
Das Familiendrama »In Liebe eine Eins« zeigt, wie Leni in die Mühlen der Ämter gerät - und wie die alleinerziehende Mutter schließlich den Kampf gegen das schier übermächtige Jugendamt aufnimmt. Mit Dominiks Einschulung häufen sich die Probleme: Leni kann ihm nicht bei den Hausaufgaben helfen, und das fällt der Klassenlehrerin Margit Steiner, gespielt von Susanne Lüning, auf. Als der Junge sich verletzt, schaltet die Lehrerin das Jugendamt ein: Wurde das Kind der »dummen Mutter« gar noch misshandelt?
Alles, nur nicht dass. Doch allein kommt die Analphabetin Leni gegen die Behördenmacht nicht an, schaltet deshalb den Anwalt Manfred Zörnig ein. Heiner Lauterbach spielt diesen zunächst sehr distanzierten, zynischen Juristen. Doch der Mann erkennt schließlich die Lage, macht eine Wandlung in Sachen Menschlichkeit durch und wird zu einem überzeugten Bundesgenossen seiner Mandantin.
Die Rolle der zurückgebliebenden Leni war für Schauspielerin Anna Loos nicht leicht. »So eine Figur zu spielen und nicht von außen auf sie zu schauen, sondern sie von innen zu entwickeln, ist immer ein Wagnis und eine Herausforderung«, sagte sie. Sowohl Loos als auch Lauterbach spielen ihre Parts jedoch mit großer Überzeugungskraft.
Ganz neu ist die Geschichte allerdings nicht. Im US-Melodram »I Am Sam« spielte Sean Penn bereits 2001 den geistig zurückgebliebenen Vater, der mit Michelle Pfeiffer als »cooler« Anwältin um sein Kind kämpft. Und auch die deutsche TV-Produktion »In Sachen Kaminski« war 2004 bereits in dieser Angelegenheit aktiv.

Artikel vom 30.11.2005