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Kripo-Einsatz
live im Internet

Vater soll Kind missbraucht haben

Von Christian Althoff
Herford (WB). Ein Angestellter (53) aus Herford soll seine sieben Jahre alte Tochter vor laufender Kamera missbraucht und die Live-Bilder übers Internet in alle Welt geschickt haben. »Der Mann ist festgenommen worden und sitzt in Untersuchungshaft«, erklärte Oberstaatsanwalt Reinhard Baumgart aus Bielefeld.

Auf die Spur des mutmaßlichen Kinderschänders waren Beamte des Landeskriminalamtes (LKA) in Düsseldorf gekommen. Als sie gegen Pädo-Kriminelle ermittelten, stießen sie auf die Bilder, die von einer Internetkamera (Web-Cam) aus der Wohnung des Herforders zu Pädophilen übertragen wurden.
Die bewegten Bilder, die von den Fahndern gesichert werden konnten, sollen nicht nur den Tatverdächtigen beim Missbrauch seiner Tochter zeigen. Auf den Videos soll außerdem eine sieben Jahre alte Freundin des Opfers zu sehen sein, die bei den Taten zusehen musste. Andere Sequenzen sollen die beiden Mädchen in der Badewanne zeigen.
Die Web-Kamera lief bis zuletzt: Als Kriminalbeamte die Wohnung aufsuchten, um den Tatverdächtigen festzunehmen und nach Beweismaterial zu suchen, war auch dieser Polizeieinsatz im Internet zu sehen. Fahnder, die die Übertragung der Bilder aus der Wohnung im Internet verfolgten, sahen plötzlich, wie ihre Kollegen dort auftauchten.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 53-Jährigen Missbrauch in fünf Fällen vor und hat inzwischen Anklage erhoben. Der Mann soll in der Absicht gehandelt haben, die Taten »zum Gegenstand pornographischer Schriften« zu machen, womit die Verbreitung im Internet gemeint ist. Ihm droht eine mehrjährige Haftstrafe.
Trotz der sichergestellten Videobilder hat der Herforder bislang kein Geständnis abgelegt. »Er bestreitet den Vorwurf der Staatsanwaltschaft«, erklärte sein Strafverteidiger Achim Depenbrock aus Herford, der keine weiteren Einzelheiten nennen wollte.
Durch die Inhaftierung des mutmaßlich pädophilen Vaters droht der Tochter nun keine Gefahr mehr. Allerdings soll die Mutter der Siebenjährigen, eine Lehrerin, den Missbrauch des Kindes durch den Vater bestreiten.
Die Behörden klären nun, ob dem Mädchen ein Ergänzungspfleger zur Seite gestellt werden muss. Er hätte die Aufgabe, stellvertretend für die Eltern zu prüfen, ob das Kind im Strafverfahren von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen sollte oder nicht.
Die siebenjährige Freundin des Opfers, die offenbar nicht körperlich missbraucht worden ist, wird möglicherweise im Prozess als Nebenklägerin auftreten.

Artikel vom 01.12.2005