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Einzigartiger Zusammenhalt
in der Schneekatastrophe

Stadtwerke-Aggregate sorgen für Licht in Ochtrup

Von Michael Diekmann
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). »Die Solidarität und der Teamgeist waren beeindruckend«, sagt Ulf Klöpzig (40). Nach 50 Stunden ist der Stadtwerke-Ingenieur aus Ochtrup zurück, sein Team leistet mit Notstrom weiter wichtige Hilfe im Münsterland: »Die Menschen dort stehen in ihrer Not vorbildlich zusammen. Einfach toll.«

Freitagnachmittag, als der Anruf von der Bezirksregierung mit der ersten Anfrage gekommen war, hatte noch kein Helfer in Bielefeld an den Einsatzfall geglaubt. Samstagnachmittag saß Klöpzig, Leiter der Abteilung Netzstationen bei den Stadtwerken, neben Kraftfahrer Dirk Villmar im schweren Lkw, angehängt das größte in der Region verfügbare Notstromaggregat. Die mit Diesel angetriebene Anlage produziert 500 Kilovoltampere (KVA), versorgt damit locker 200 Haushalte. In Absprache mit der Bielefelder Feuerwehr stellten die Stadtwerker noch ein zweites 80 KVA-Aggregat zur Verfügung und zwei kleinere Anlagen. Klöpzig: »Die wurden an Fahrzeuge von THW und Feuerwehr gehängt, werden von den Blauröcken auch vor Ort betreut.«
Mit Klöpzig, der für die Zusage ebenso keine Sekunde Bedenkzeit brauchte wie die Mitstreiter Rudi Brinkmann, Manfred Junklewitz und Bernd Kaprulat, reiste am Samstag eine ganze Delegation unter Führung von Bernd Heißenberg von der Bielefelder Berufsfeuerwehr ins Katastrophengebiet zwischen Dülmen und Coesfeld. Inzwischen ist mit Stefan Höcker und Frank Gundlach Ablösung vor Ort, wo insgesamt 600 Notstromgeräte laufen.
Genau 1000 Liter Diesel in 20 Stunden verbraucht der Koloss, den die Stadtwerke im Normalfall zur Überbrückung bei Reparaturen und Umschaltungen nutzen. In Ochtrup sorgt der Energiegigant für ganz elementare Hilfe in einer Notsituation unvorstellbaren Ausmaßes: 51 umgeknickte Strommasten, 30 000 Menschen allein in Ochtrup ohne Strom, ohne Wärme, ohne Licht.
Ganze drei Stunden hat Kröpzig seit Samstag geschlafen. Unwichtig. Der Dank der Menschen motiviert doppelt. Natürlich ist die Versorgung im ländlichen Ochtrup wesentlich einfacher strukturiert als im Oberzentrum Bielefeld, wo die Stadtwerke über mehrere Einspeisungen und Leitungsbahnen ein hohes Maß an Versorgungssicherheit gewährleisten. Aber, schränkt Kröpzig ein: »Bei Eis, Sturm und Pappschnee hätten die Oberleitungsmasten auch in Bielefeld keine Chance.«

Artikel vom 29.11.2005