Von Uwe Koch Bielefeld/Gütersloh/Versmold (WB). Bielefeld am Karfreitag, dann kommt dort jährlich die Tuningszene der Klein- und Mittelklassewagen zusammen. Der 2005er Treff jedoch endete in einem Blutbad. Ein aufgemotzter Opel Corsa war in eine Menge von Gaffern gerast, eine junge Frau wurde getötet. Steht seit gestern vor Gericht: Danni B. mit seinem Anwalt Michael Naumhein.Foto: Koch Der Versmolder Kfz-Mechaniker Danni B. muß sich wegen des Unfalls seit gestern vor einem Jugendschöffengericht des Amtsgerichts Bielefeld verantworten. Rücksichtsloses Überholen, fahrlässige Körperverletzung und fahrlässige Tötung wirft ihm Staatsanwalt Karsten Nowack vor. Zu Prozeßbeginn zog es der 21-Jährige vor, nichts zu sagen. Die Bielefelder Polizei hatte am 25. März Vorsorge getroffen, um der Tuningszene Herr zu werden: »Seit Jahren treffen sich hochgerüstete Fahrzeuge, oft kommt es zu Rennen«, sagte Polizeidirektor Andreas Krummrey gestern als Zeuge. Vor Ort mußte der hochrangige Beamte dennoch erleben, wie es um 22.16 Uhr zur Katastrophe kam. Der grell-orangefarbene Corsa des Versmolders driftete stadtauswärts durch zwei andere Fahrzeuge hindurch und prallte in eine Gruppe von Passanten, die die Vorbeifahrten ihrer Freunde und Bekannten beobachteten. Auf dem Bürgersteig der Herforder Straße bot sich ein schreckliches Bild. Zehn Zuschauer aus der 70-köpfigen Menschengruppe wurden verletzt, einige von ihnen schwer. Für Altenpflegerin Jessica S. (25) aus Gütersloh kam jede Hilfe zu spät, sie starb drei Stunden nach dem Unfall. »Wir wollten an jenem Abend noch Einladungen für unsere Hochzeit verteilen«, sagte gestern ihr Verlobter Robin L. (26). Im Juni wollte das Paar heiraten. Gestern humpelte der damals schwerstverletzte junge Mann in den Gerichtssaal. Sein Bein war zertrümmert worden. An den Unfall kann sich Robin L. ebenso wie viele »Knallzeugen« nicht erinnern. Zumindest sagte die Bielefelder Hausfrau Anna S. (22) aus, sie sei mit ihrem BMW auf der rechten Spur der Ausfallstrraße gefahren und jäh von dem Opel Corsa geschnitten worden. »Ich dachte noch, spinnt der denn«, erinnert sich die seinerzeit hochschwanger Frau. Sie hatte Glück, kam mit einem Schock davon. Ihr Baby ist heute kerngesund. Morgen soll die Verhandlung fortgesetzt werden. Geklärt werden muß, ob doch ein anderes Fahrzeug den Anstoß zum Unfall gab. Sollten die insgesamt 25 Zeugen keine konkreten Angaben zum Unfallhergang machen, dann müssen letztlich zwei Gutachter die Schuldfrage klären.
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