29.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Winziges Eisenspänchen
löst Katastrophe aus

Ursache des Gondelunglücks von Sölden gefunden

Innsbruck (dpa). Ein technisches Problem und nicht menschliches Versagen hat das Gondelunglück von Sölden ausgelöst, bei dem Anfang September neun deutsche Skifahrer getötet wurden.
Längst läuft der Gondelbetrieb auf dem Gletscher in Sölden wieder reibungslos.

Grund für die Katastrophe sei ein durch Abrieb am Auslösemechanismus des Hubschraubers entstandenes, winziges Eisenspänchen gewesen, teilte ein Sprecher des Verkehrsministeriums in Wien gestern mit.
Am 5. September hatte ein Lastenhubschrauber beim Flug über das Skigebiet in Tirol einen 750 Kilo schweren Betonkübel verloren, der auf eine der Gondeln stürzte und sie in die Tiefe riss. Aus einer zweiten Gondel wurden durch die Schwingungen des Seils sechs Skifahrer herausgeschleudert und getötet. Unter den Opfern waren auch sechs Kinder.
Die österreichischen Gutachter gehen davon aus, dass an dem so genannten Joystick, dem Auslösemechanismus für den Transporthaken im Cockpit, durch Abrieb ein winziges Eisenspänchen entstand. Dieses habe einen elektrischen Impuls ausgelöst, der die Aufhängevorrichtung unter dem Helikopter öffnete. Der Betonkübel stürzte danach aus geringer Höhe beim Überflug auf das Seil und die Gondel. Sowohl den Piloten als auch den Besitzer des Hubschrauber-Transportunternehmens treffen danach keine Schuld. Der Hubschrauber sei ordnungsgemäß gewartet worden.
Ein Sprecher des Verkehrsministeriums in Wien sprach im Zusammenhang mit der Unglücksursache von einer »Verkettung unglücklicher Umstände«. Das Gutachten soll in den Abschlussbericht der Untersuchung eingearbeitet werden. Ob weitere Untersuchungen der technischen Ausrüstung nötig werden, ist noch nicht sicher. Der Pilot der Unglücksmaschine, zeigte sich erleichtert über das Ergebnis der Untersuchung. »Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen«, sagte der 35-jährige, der stets bestritten hatte, den Auslösemechanismus des Hubschraubers versehentlich betätigt zu haben. Er hatte nach dem Unglück einen Schock erlitten. »Ich habe gewusst, dass es ein technischer Fehler sein muss, weil ich weder den Knopf gedrückt noch gefunkt habe«.

Artikel vom 29.11.2005