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Fleischbetrieb geschlossen

Hygienemängel festgestellt - Verschärfte Kontrollen in Ostwestfalen

Von Ernst-Wilhelm Pape
Halle/Bielefeld (WB). Der Fleisch-Skandal hat Ostwestfalen-Lippe erreicht. Lebensmittel-Kontrolleure des Kreises Gütersloh haben gestern in Halle-Hesseln eine Fleischfirma geschlossen.

Der Betrieb stellt Döner-Spieße für einen Imbiss in Bielefeld am Hauptbahnhof her. Auch dieser Imbiss wurde gestern Abend kontrolliert. Erste Ergebnisse sollen heute bekanntgegeben werden.
Ein anonymer Anrufer hatte am Sonntagabend die Polizei informiert, dass in dem Betrieb »Ekelfleisch« verarbeitet werden sollte. Die Veterinäre entdeckten gestern dort 480 Kilogramm Hähnchenschenkel und 90 Kilogramm Putenfleisch aus Holland mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum vom 23. November 2005. Eine Überprüfung ergab aber, dass das betreffende Fleisch bereits zur Vernichtung angemeldet war.
Der Betrieb sei allerdings geschlossen worden, da das verdorbene Fleisch zusammen mit genießbarer Ware lagerte und Fleisch unsachgemäß aufgetaut wurde, sagte Kreisveterinär Dr. Bernhard Beneke. Außerdem wurden in dem Betrieb hygienische Mängel festgestellt. Unter anderem gab es kein warmes Wasser. Wenn der Firmeninhaber die Mängel nicht in absehbarer Zeit abstellt, muss er nach Angaben des Kreises Gütersloh mit einer Ordnungsstrafe rechnen. Der Betrieb war vor 14 Tagen schon einmal überprüft worden. Dabei waren keine Mängel festgestellt worden, teilte die Kreisverwaltung mit.
Der Kreis Gütersloh hat seit einigen Tagen seine Kontrollen von Kühlhäusern und Fleischbetrieben verstärkt, da es eine Vielzahl anonymer Strafanzeigen gibt. Einige Anzeigen seien allgemein gehalten, andere seien detailliert, sagte die Sprecherin der Kreisverwaltung, Carola Adenauer, dieser Zeitung. Auch in Versmold wurde gestern, ebenfalls nach einer anonymen Anzeige, das Kühllager eines fleischverarbeitenden Betriebes kontrolliert.
Zunächst hatte das nordrhein-westfälische Verbraucherschutzministerium bekanntgegeben, dass in Versmold einige Paletten Fleisch sichergestellt wurden, deren Herkunft nicht bekannt sei. Gestern Abend gab die Kreisbehörde Gütersloh aber Entwarnung. Der Verdacht, dass das gefundene überlagerte Fleisch zur Weiterverarbeitung bestimmt war, habe sich nicht erhärtet, sagte Adenauer. Die zwei Tonnen »Gammelfleisch« seien zur Vernichtung bestimmt gewesen.
Neue Funde von überlagertem Fleisch meldete das NRW-Verbraucherschutzministerium gestern aus Mönchengladbach und Bonn. In Mönchengladbach seien in einem Kühlhaus 2,5 Tonnen überlagertes Fleisch sichergestellt worden, sagte Ministeriumssprecher Markus Fliege. In einem Tiefkühlhaus eines Fleischgroßhändlers in Bonn wurden zwei Tonnen Fleisch mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 2003 entdeckt und beschlagnahmt. Die Ware weise Gefrierbrand auf. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Bonn wurde der Betrieb geschlossen. Der Inhaber befinde sich in Urlaub, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Friedrich Apostel. Bei der Ware handele es sich um Hack sowie Fleisch von Ziegen, Lämmern und Schweinen. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 29.11.2005