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Eltern-Sprechtage samstags selten

Druck auf Sommer - Reul dementiert

Von Reinhard Brockmann
Düsseldorf (WB). Zwischen »Gelungener Start« und »unerträglich« liegen beim NRW-Lehrerverband fünf Wochen. Gemeint ist in beiden Fällen die neue schwarz-gelbe Schulpolitik

»Rüttgers löst schrittweise schulpolitische Zusagen ein«, lobte NRWL-Präsident Peter Silbernagel am 26. September. Am 2. November brachte der Dachverband von Gymnasial- und Realschullehrern ein ganz anderes Plakat - mit dem Hammer in der Faust: »Nein zur Bevormundung bei Elternsprechtagen«, zur »Gängelung bei Betriebsausflügen« und »zur Arbeitszeiterhöhung«.
Das ist nur eine von irritierenden Akzentverschiebungen in der NRW-Schulszene. So erleben Eltern derzeit ungewohnte Sprechtage. Benachbarte Schulen beraten gleichzeitig, das Chaos beginnt auf dem Parkplatz. Feste Termine werden knapp gehalten. Eine erfahrene Mutter erlebt erstmals, dass gleich vier Lehrer plötzlich krankgemeldet sind. Aber: »Es gibt auch vorbildliche Kollegien, die am Samstagmorgen bereit stehen«, versucht CDU-Schulpolitikerin Ursula Doppmeier, Gütersloh, den nur schwer fassbaren Eindruck unterschwelliger Verweigerungshaltung auszuräumen.
Sie werde ihren Kurs konsequent gegen unnötigen Unterrichtsausfall bei allem Widerstand durchziehen, hatte Schulministerin Barbara Sommer (CDU) vor kurzem noch im Interview mit dieser Zeitung erklärt. Jetzt ist sie selbst ins Visier der Kritik geraten.
Angeblich soll der frühere CDU-Schulexperte und NRW-Generalsekretär Herbert Reul als Nachfolger bereit stehen. Reul selbst nennt solche Überlegungen »Unsinn«.
Dennoch rät Udo Beckmann, Chef des Verbandes Bildung und Erziehung, Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, sich hinter seine Ministerin zu stellen. Sommer habe Unsicherheiten gezeigt. Allerdings: »Was sie umsetzt, auch gegen Lehrer in Sachen Unterrichtsausfall«, entspreche dem Koalitionsvertrag. Echte Belege für eine mögliche Abberufung der Ministerin gibt es nicht.
Einzig ins Bild passt - unfreiwillig - eine Presseerklärung des Europaabgeordneten Reul vom 27. Oktober. Die richtet sich zwar an die EU-Kommission, lautet aber: »Weg mit der Sommerzeit!«

Artikel vom 29.11.2005