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Ein besinnliches
Konzerterlebnis

VHS-Kammerchor sang Psalmkantaten

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Mit einem hochromantischen Chormusikkonzert in der Altstädter Nicolaikirche hat der VHS-Chor die Adventszeit eingeläutet. Im Zentrum des Programms standen Psalmvertonungen von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Ein stimmungsvoller Einstieg gelang dem Chor mit der Hymne »Lass, o Herr, mich Hilfe finden«. Eingeleitet von wohlig-warm timbrierter Grundierung durch Andreas Wolf (Bariton) fügte sich der Chor harmonisch und gefühlvoll in das Stimmungsgeflecht aus Flehen und Bitten. Überhaupt hat Carsten Briest seine Mannschaft ganz auf Gefühl und Atmosphäre getrimmt, ohne dabei auf vitalen Schwung zu verzichten.
Der kraftvoll gestimmte Eingangschor des 115. Psalms »Nicht unsern Namen, Herr« gewann vor allem durch die markant geführten Männerstimmen Profilschärfe. Kunstvoll fügte sich die Sängerschar auch ins Duett von Tenor (Luca Martin mit lyrischer Intensität) und Sopran (Jessica Walden mit strahlender und dennoch warmer Note).
Nazarenisch mild gestaltete Wolf im Anschluss sein Arioso »Er segne euch«, ehe der Chor a-cappella den schwierigen achtstimmigen Finalsatz in Angriff nahm. Kleine Unreinheiten ließen sich verschmerzen, führte Briest seine Sänger und Sängerinnen doch mit sensiblem Gespür für hymnischen Jubel.
Mehr Raum für eine akzentuierte, markante Gestaltung bietet Mendelssohns Vertonung des 95. Psalms »Kommt, lasst uns anbeten«. Neben wunderschönen, kantablen Passagen schöpfte der umsichtige Chorleiter das Spektrum der Gestaltungsmöglichkeiten geschmackvoll und mit vitalem Zugang aus und der klangfrisch aufgelegte Chor folgte konzentriert und engagiert.
Glanzpunkte setzten hier noch einmal die durchweg hochgestimmten Solisten. Nicht zuletzt Astrid Becker, die sich harmonisch und ausdrucksvoll ins Duett mit Jessica Walden einfühlte und den »musikalischen Kniefall« perfekt machte.
Zum stimmungsvollen Gesamtbild trug auch die mit Mitgliedern des Philharmonischen Orchesters bestückte »camerata per occasionem« bei. Das Gelegenheitsensemble konnte vor allem in dem postromantischen Werk »Legende« von Gerhard Bunk glänzen. Das Stück lebt vom schmeichelnden Streicherklang im einvernehmlichen Dialog mit der Orgel. Arm an thematischen Veränderungen, lebte das Werk ganz von den vielfältigen Gestaltungsnuancen, die kunstvoll zu Gehör gebracht wurden. Alles in allem ein gelungenes, besinnliches Konzerterlebnis, das mit lang anhaltendem Beifall bedacht wurde.

Artikel vom 29.11.2005