30.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein Kruzifix im Bezirksamt

»Fundsache« auf dem Parkplatz Togdrang entdeckt

Von Annemargret Ohlig
(Text und Foto)
Senne (WB). Einzigartig und bislang auch einmalig ist die »Fundsache«, die vor wenigen Tagen - über den Umweg der Polizeiinspektion Süd in Brackwede - im Bezirksamt Senne gelandet ist: ein großes hölzernes Kruzifix mit einer geschnitzten Christusfigur.

Ein Spaziergänger hatte das 90x60 Zentimeter große Eichenkreuz bereits am 23. Oktober im Wald am Parkplatz Togdrang an der Osningstraße gefunden und anschließend bei der Polizei abgegeben. Nachdem zunächst das Fundbüro im Brackweder Bezirksamt als Aufbewahrungsort diente, wurde das äußerst gut erhaltene Kreuz in der vergangenen Wochen nach Senne weitergeleitet - weil hier der Fundort war.
»So einen großen sakralen Gegenstand verliert man doch nicht einfach. Vor allen Dingen nicht auf einem Waldparkplatz«, meint Bezirksamtsleiter Eberhard Grabe kopfschüttelnd. Seine Vermutung: Das Kruzifix wurde gestohlen und von den Dieben dann als wertlos betrachtet und »entsorgt«.
Auf der Suche nach dem Eigentümer des Kruzifixes fragte der Bezirksamtsleiter inzwischen auch bei Pfarrer Richard Hesse von der benachbarten St. Bartholomäuskirchengemeinde an. Der hat zwar bisher nichts davon gehört, dass in einer der Kirchen in der Umgebung ein solches Kreuz vermisst wird.
Auch über den Wert des geschnitzten Gekreuzigten kann Hesse nichts sagen. Der Pfarrer hat jedoch versprochen, das Kreuz im Diözesan-Museum in Paderborn überprüfen zu lassen. Und Hesse würde dem sakralen »Fundstück«, wenn sich denn der rechtmäßige Eigentümer nach Ablauf von sechs Monaten nicht gemeldet hat, in seiner Kirche gern einen würdigen Platz einräumen - als Dauerleihgabe.
Eine Lösung, die auch Eberhard Grabe für eine sehr gute hält. »Üblicherweise kommen die Fundsachen, auf die - wie in diesem Fall auch - der Finder keine Eigentumsrechte erwerben will, in die städtische Versteigerung«, erklärt Grabe. Er habe aber erhebliche Skrupel, ein solches Kruzifix im Verbund mit Fahrrädern, Handys oder ähnlichen Sachen versteigern zu lassen.
Denn dieses sind sie üblichen Dinge - neben Schlüsselbunden - die sich im Laufe der Zeit in den Fundbüros ansammeln. Allein im Bezirksamt Senne landen pro Jahr etwa 100 Fundsachen.
»In diesem Jahr sind es schon 40 Fahrräder, die von der Polizei oder Anwohnern als gefunden abgegeben wurden. Sie füllen bei uns inzwischen eine ganze Garage und werden leider viel zu selten wieder abgeholt«, sagt Grabe. Nur an sehr attraktiven Räder hätten die Finder manchmal Interesse.

Artikel vom 30.11.2005