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Besinnlich in den Advent

Konzert mit Ulrich Schütte in der Jesus-Christus-Kirche


Sennestadt (WB). Eine besinnliche Einstimmung auf die Adventszeit erlebten die Zuhörer in der Jesus-Christus-Kirche mit Weihnachtsliedern der Romantik. Eingeladen war Ulrich Schütte, Bassbariton von internationalem Rang und Dozent für Gesang an der Kölner Musikhochschule, der in Sennestadt kein Unbekannter ist.
Schon häufiger war er hier als Solist in Oratorienaufführungen unter Leitung von Eberhard Brünger und Martin Hoffmann zu hören. Es sei es ihm ein besonderes Anliegen gewesen, auch mit diesem Liedprogramm aufzutreten, betonte der sympathische Sänger, der sich dafür bei Kantorin Dorothea Schenk bedankte. Da es ein recht ausgefallenes, vielseitiges Programm war, das er auf der Suche nach entsprechender Literatur zusammengestellt hatte, waren die Zuhörer dankbar für die Form des Gesprächskonzerts.
Verlässlich und versiert begleitet von Erwin E.W. Meier aus Detmold, eröffnete er die weihnachtliche Liedfolge mit Klassikern wie drei Liedern aus dem »Spanischen Liederbuch« von Hugo Wolf oder musikalischen Illustrationen zu biblischen Geschichten. Anrührend der Gesang des heiligen Joseph, der sich mit Maria auf die Wanderschaft nach Bethlehem begibt und sie ermuntert, bis zur Herberge auszuharren; gleichermaßen der Gesang Marias (eigentlich für Sopran) »Die ihr schwebet um diese Palmen«, als sie die Engel bittet, Winde und Wipfel zu stillen, damit ihr Kind schlummern kann.
Auch bei Max Reger wurde der Sänger fündig mit dem Wiegenlied Marias aus den schlichten Miniaturen op. 76. Von Peter Cornelius hatte Schütte Frühfassungen seiner Weihnachtslieder aus op. 8 von 1856 ausgewählt.
All diese Lieder mit »viel Schmalz« - so die Bewertung von Schütte selbst - und romantischen Empfindungen stießen bei den vorwiegend älteren Besuchern auf große Resonanz. Interpretatorisch wurden sie überzeugend und kompetent übermittelt. Schütte verfügt über einen warmen, fülligen kultivierten Bassbariton, den er mit großer Gestaltungskraft und rhetorischer Lebendigkeit, hervorragender Atemtechnik und prägnanter Artikulation einbrachte.
Da gerieten auch bekannte Lieder unbekannterer Komponisten zu gestalterischen Pretiosen, etwa ein Weihnachtslied des Richard Wagner-Sohnes Siegfried als Mini-Oper. Sogar Max Reger wurde von der heiteren Seite präsentiert mit dem fast szenisch anschaulichen, selbstgefälligen König aus dem Morgenland oder dem schwerfällig einherstapfenden Knecht Ruprecht.
Für den unsentimentalen Schluss des knapp einstündigen Konzertes hatte Schütte augenzwinkernd eine ironische Betrachtung der »Flucht aus Ägypten« des Operettenkomponisten Norbert Schulze gewählt. Die Zuhörer sparten nicht mit verdientem Applaus und wurden dafür mit der bekannten Fassung der »Könige« von Peter Cornelius belohnt: Es ist diejenige von Franz Liszt, in der der Choral »Wie schön leuchtet der Morgenstern« als cantus firmus im Klavierpart unterlegt ist. Jutta Albers

Artikel vom 30.11.2005