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In Stuttgart steht es unentschieden

Trapattonis Trainerbank wackelt seit Saisonbeginn, aber sie kippt nicht um

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Stuttgart (WB). Noch hält sich der Signore. Aber in Stuttgart wird zweifellos die bisher längste Trainerdiskussion dieser Bundesliga-Saison geführt. Giovanni Trapattoni hangelt sich von Punkt zu Punkt. Nummer 18 holte der VfB in Frankfurt.

Das ist nicht richtig gut, aber auch nicht wirklich schlecht. Die Schwaben tun sich schwer, mit ihrer Situation umzugehen: Drei Siege in 14 Spielen sind so wenig, dass dafür schon mancher Fußball-Lehrer flog. Zwei Niederlagen reichen allerdings auch kaum aus, um einen Coach zu feuern. In Stuttgart steht es unentschieden. Wie könnte das auch anders sein? Schließlich spielte die Mannschaft schon neun Mal genau so. Stillstand in der Tabellenmitte.
Im Zentrum »Trap«, dessen Trainerbank im Grunde seit dem 2:3 zum Auftakt gegen den 1. FC Köln wackelt - ohne bisher umzukippen. Mal wähnt er sein Team und sich über den Berg, dann wieder gibt es für den 65 Jahre alten Maestro mit der Gestik eines Dirigenten Rückschläge. Vor allem im Gottlieb Daimler Stadion hat der VfB das Siegen verlernt. Nur ein »Dreier« in sieben Partien ist schon außerordentlich mäßig. Dafür wurde als Kompensation auswärts noch nicht verloren. Nach diesem Strickmuster spielt Stuttgart auch im UEFA-Cup: Ein Heimspiel - eine Niederlage. Zwei Auswärtsspiele - zwei Siege.
Was also sollen sie anstellen mit dem erfolgreichsten Klubtrainer der Welt, der in seiner 33 Jahre währenden Laufbahn 19 Titel gewann? Immerhin ist Trapattoni der Respekt und die Unterstützung der Kollegen gewiss. »Lasst ihn in Ruhe arbeiten«, empfahl Frankfurts Trainer Friedhelm Funkel und sah bei der Punkteteilung einen VfB, »der stärker war als die Bayern.« Die fühlen den Stuttgartern im Süd-Derby als nächstes auf den Zahn. »Wir hauen die weg«, versprach Danijel Ljuboja, dessen rettende Treffer zuletzt Schlimmeres verhüteten - sicher auch für seinen Trainer.
Doch noch steht das Ultimatum der Vereinsführung im Raum, die von Trapattoni vor der Begegnung gegen Hannover (2:2) zehn Punkte aus fünf Spielen verlangt hat. Die Restforderung für die Zeit vor der Winterpause beläuft sich damit auf acht Punkte aus drei Spielen. Trapattoni müsste schon gegen die Bayern, in Wolfsburg und gegen Schalke gewinnen, um das Weihnachtsfest noch als Trainer im »Ländle« zu erleben. Na ja, sieben Punkte würden sie ihm wohl auch durchgehen lassen. Auf alle Fälle naht die Zeit der Wahrheit. Auch der VfB Stuttgart kann nicht ewig über seinen Trainer diskutieren.

Artikel vom 29.11.2005