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Ronaldinho hat
noch große Ziele

Barcelona-Star gewinnt Europa-Wahl

Paris (dpa). Mit seinen beiden Toren beim 3:0-Sieg des FC Barcelona über den Erzrivalen Real Madrid riss er kürzlich selbst die gegnerischen Fans zu Begeisterungsstürmen hin. An solchen Tagen, bekennt Ronaldinho, spürt er geradezu eine himmlische Unterstützung.Die Nummer eins im europäischen Fußball: Der Goldene Ball gehört Ronaldinho. Foto: Reuters
»Manchmal glaube ich, dass Gott mir die Pässe zurechtlegt«, sagt der 25-jährige Brasilianer, der mit der Krönung zu Europas Fußballer des Jahres in Paris einen weiteren Höhepunkt seiner Karriere erlebte.
»Es ist mir eine große Freude und motiviert mich, auf diesem Niveau weiter zu arbeiten«, sagte Ronaldinho. »Barças« Stürmerstar hat aber bereits weitere Ziele im Blick: »Ich möchte mit meinem Verein die Champions League und die Meisterschaft gewinnen und 2006 Weltmeister werden.«
Mit der vom französischen Fachblatt »France Football« organisierten Wahl sicherte sich der Dribbelkönig erstmals auch die europäische Krone. Im Vorjahr war der Star des FC Barcelona bereits Weltfußballer. Ronaldinho, der von Europas Sportjournalisten gewählt wurde, setzte sich gegen die auf Rang zwei und drei platzierten Frank Lampard und Steven Gerrard durch. Michael Ballack landete als einzig nominierter Deutscher auf Platz 14.
Ronaldo de Assis Moreira, so sein Geburtsname, verzückt aber nicht nur bei seinen Auftritten im Stadion. Auch menschlich verzaubert der Brasilianer. Er hat stets ein Lächeln parat und gibt sich nie als unnahbarer Star. »Der Erfolg hat ihn nicht verändert. Den Vereinspräsidenten behandelt er mit dem selben Respekt wie den Wachmann«, meint sein Teamkollege Edmilson. Mit dieser Kombination aus Fußballkunst und Bescheidenheit ist der Profi mit den markanten Vorderzähnen zur Seele des FC Barcelona geworden.
Dabei war »der kleine Ronaldo« bei den Katalanen ursprünglich nur die zweite Wahl. Vereinsboss Joan Laporta wollte vor zwei Jahren David Beckham holen. Doch der Engländer wechselte zu Real Madrid. So fielen die Blicke auf Ronaldinho, der damals noch für Paris St. Germain spielte. Rund 30 Millionen Euro ließ sich »Barça« den Transfer kosten.
Heute würden ihn die Katalanen am liebsten auf Lebenszeit an sich binden. »Barça« verlängerte seinen Vertrag bis 2010 und erhöhte seine Ablösesumme auf 125 Millionen Euro. 60 Millionen kassiert Ronaldinho in den nächsten fünf Jahren.
Ronaldinho stammt aus einem Armenviertel in Porto Alegre. Sein Vater João starb, als das heutige Idol acht Jahre alt war. Er ertrank im Swimming Pool eines Hauses, das der Verein Gremio der Familie geschenkt hatte, um den Wechsel von Ronaldinhos älterem Bruder Roberto zur Konkurrenz zu verhindern. Roberto hängte die Stiefel nach einer Verletzung an den Nagel und kümmert sich heute um die Finanzen des Bruders. Seine Mutter verwaltet die Immobiliengeschäfte der Familie und Schwester Deisy kümmert sich um die Termine. »Ohne den Fußball wäre ich nichts, ohne ihn könnte ich meinem Sohn keine vernünftige Ausbildung bezahlen. Aber die Familie bleibt das Wichtigste in meinem Leben«, sagt Ronaldinho.

Artikel vom 29.11.2005