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Strom

Unter Hochspannung


Das Muskelspiel zwischen Interessenverbänden einerseits und Energiekonzernen andererseits geht in Deutschland munter weiter. Während der Streit um zu hohe Gaspreise seit Monaten die Gemüter erhitzt, gerät nun die korrekte Abrechnung der Strompreise ins Zwielicht.
Die Versorger RWE, Vattenfall, E.ON und EnBW, die sich den deutschen Markt teilen, sollen einem Gutachten zufolge in den vergangenen Jahren durch ungerechtfertigte Preiserhöhungen 664 Millionen Euro zu hohe Netzentgelte kassiert haben. Auch wenn Sprecher der Konzerne gestern betonten, sie hätten sich nichts vorzuwerfen - viele Verbraucher dürfte die Nachricht in Hochspannung versetzen. Wieder kommt der Verdacht auf, der Bürger werde abkassiert. Und das ausgerechnet zu einer Zeit, in der viele Menschen im Münsterland wegen der unter einer Eis- und Schneelast abgeknickten Hochspannungsmasten mehrere Tage ohne Strom auskommen mussten.
Diesmal sind es jedoch nicht wie beim Erdgas einzelne Bürger, die Protest erheben, sondern - über ihre jeweiligen Verbände - Industrie und Handel. Es ist kein Geheimnis, dass gerade energieintensive Unternehmen unter den immer höheren Stromkosten leiden und ihre Wettbewerbsfähigkeit dadurch gefährdet sehen. Beide Seiten rufen nun nach einer unabhängigen Kontrolle. Da die Abrechnungen immer komplexer werden, kommt auf die Behörden viel Arbeit zu. Edgar Fels

Artikel vom 30.11.2005