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Milser »lassen die Kirche im Dorf«

50-jähriges Bestehen des Gemeindehauses mit Gottesdienst gefeiert

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Fotos/Repro)
Bielefeld (WB). »Wir sind Milse und wollen die Kirche im Dorf lassen.« Dieses Motto hat - in Anlehnung an die bundesweite Deutschland-Kamapagne - der Vorsitzende des Fördervereins der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Milse, Günter Echterhoff, gestern anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Gemeindesaals ausgegeben.

Dem konnte auch Erich Brakensiek nur zustimmen, der einen Abriss der Geschichte des Kirchsaales gab. Armin Kordak, seit 1990 als Pfarrer der Gemeinde tätig, hatte während des Festgottesdienstes in seiner Predigt betont: »Kirche besteht aus lebendigen Steinen.« Sein Vorgänger, Pfarrer i.R. Kurt Abke, 34 Jahre lang Seelsorger in Milse, wird am nächsten Sonntag wieder aushelfen und erklärte seine Arbeitsweise: »Wir haben zwar keine richtige Kirche, doch habe ich stets versucht, die frohe Botschaft so vorzutragen, dass das Aha-Erlebnis immer wieder neu geschieht.«
Der Kinderchor Milse unter Leitung von Birgit Kordak sorgte im prall gefüllten Gemeindesaal für den bunten Rahmen. Baukirchmeister Reinhard Lepper führte durch das Programm. Heepens stellvertretender Bezirksvorsteher Holm Sternbacher würdigte das Gebäude, in dem auch dem »Milser Treff« die Geburtsstunde schlug. Dessen Vorsitzender Rüdiger Schmidt zählte ebenso zu den Ehrengästen wie Ernst Rühlmann aus der Partnergemeinde Saaleck. Karin Quakernack überreichte Pfarrer Kordak eine Nachbildung des architektonischen Jubelgrunds, angefertigt von den Kindergartenkindern.
Die Stunde des Gemeindehauses in Milse war gekommen, als es den Gemeindegliedern im 1926 errichteten Vereinsheim von Innerer Mission und CVJM zu eng wurde. Ein Kirchsaal sei vonnöten, so die damals einhellige Meinung. Am 1. Advent 1955, zwei Jahre nach Baubeginn, stand der Anbau und wurde feierlich eingeweiht. Weil das Geld schon damals knapp war, war Eigenleistung das wichtigste Kapital, das zur Verfügung stand. Vom Ergebnis zeigten sich zehn Jahre nach Kriegsende auch Superintendent Martin Busse sowie die Pastoren Martin Kienecker und Hans Mohn, der die Gemeinde zeitgleich übernahm, beeindruckt.
Das Vereinsheim war der Evangelischen Kirche 1942 überschrieben worden, um es vor dem Zugriff der Nazis zu schützen. Die Milser Christen, die drei Jahre vor Ende des Zweiten Weltkriegs noch zur Kirchengemeinde Heepen gehörten, machten zusammen mit Pfarrer Victor Schönfelder den Kirchsaal zum Zentrum des 3. Pfarrbezirks.Ê1956 kam Pfarrer Kurt Abke nach Milse - und mit ihm drei Glocken, jedoch ohne Geläutwerk. Die Konfirmanden, die die Glockenseile bedienten, läuteten auch mal zu schnell oder gar zu früh, was dem Gelingen der Andachten allerdings keinen Abbruch tat.
1958 wurde die Kirchengemeinde Milse endgültig von Heepen unabhängig. 1976 erfuhr das Gemeindehaus am Gemeindeweg einen weiteren Anbau. Festgottesdienst und Feierstunde gestern morgen mündeten in ein gemütliches Beisammensein bei Bratwurst, Bier, Kaffee und Kuchen. Danach gab es ein Orgelkonzert mit Han-Kong Park, der ehemaligen Organistin, und ihrer Nachfolgerin Sung-Rim Park. Im Kirchsaal selbst konnten die Besucher anhand von Bildern und Dokumenten die Geschichte ihres Gemeindehauses noch einmal beim Betrachten Revue passieren lassen.

Artikel vom 28.11.2005