28.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Seehofer verschärft Fleisch-Kontrollen

Erneut verdorbene Waren gefunden

Berlin (dpa). Im Skandal um massenweise verdorbenes Fleisch hat Bundesverbraucherschutzminister Horst Seehofer (CSU) ein schärferes Vorgehen gegen Kriminelle angekündigt.

Ein neuer Fall wurde gestern im Bodenseekreis bekannt: Das Landratsamt Friedrichshafen untersagte einem namentlich nicht genannten Großhändler die Ausübung seines Gewerbes, versiegelte dessen Betriebsräume und erstattete Strafanzeige. Bei einer Routinekontrolle waren in dem Betrieb 2,5 Tonnen teils verdorben riechende, teils grün-braun verfärbte und umettikettierte Fleisch- und Wurstwaren gefunden worden.
Das bestätigte Horst Seehofers Einschätzung, dass sich der Fleischskandal weiter auszuweiten droht. »Je stärker man kontrolliert, um so mehr Fälle werden gefunden«, berichteten ihm seine Mitarbeiter. Er forderte deshalb »intensivere und qualifiziertere Kontrollen«. Seehofers Vorgängerin Renate Künast (Grüne) verlangte hierfür mehr Personal in den Ländern. Bayerns Verbraucherminister Werner Schnappauf kündigte den Entwurf eines Verbraucherinformationsgesetzes für 2006 an.
Die Bundesländer wollen bis Ende der Woche alle etwa 300 Kühlhäuser in Deutschland untersuchen. Durch Kontrollen wurden bisher 50 Betriebe bekannt, die in Geschäfte mit Ekel-Fleisch verwickelt waren, teils als Betrogene.
»Es ist ein Stück aus dem Tollhaus, dass auf einmal so viele Betriebe gefunden werden - das zeigt, wie unzureichend die Kontrollen sind«, sagte Künast.
Bauernpräsident Gerd Sonnleitner forderte die Fleischwirtschaft auf, »härter bei sich selbst« gegen schwarze Schafe vorzugehen. »Was sich da für Unternehmer tummeln, die nicht einmal ein Büro haben und nur irgendwelche Lager anmieten und unkontrolliert Handel treiben, halte ich für einen untragbaren Zustand«, sagte er. Vor Landwirten in Borgentreich (Kreis Höxter) erneuerte Sonnleitner seine Forderung nach einem »gnadenlosen Berufsverbot« für die Täter in der Fleischbranche. Diese sollten nach seiner Meinung auch »namentlich in der Öffentlichkeit vorgeführt« werden.

Artikel vom 28.11.2005