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Tausende Palästinenser
passieren Gaza-Grenze

Menschen können ohne israelische Kontrolle reisen

Gaza/Ramallah (dpa). Nach der historischen Öffnung des internationalen Grenzübergangs Rafah vom Gazastreifen nach Ägypten haben am Wochenende Tausende von Menschen die Grenze in beiden Richtungen überquert.Viele Palästinenser beklagten sich, dass es auf ägyptischer Seite zu langen Wartezeiten kam.

Der Sprecher der dort stationierten EU-Beamten, Julio de la Guardia, gab die Zahl der Reisenden gestern mit fast 3000 an.
Am Samstag hatte sich mit der Öffnung von Rafah für die 1,4 Millionen Palästinenser im Gazastreifen ein Tor zum Ausland geöffnet. Erstmals seit 1967 konnten sie ohne direkte israelische Kontrolle über Ägypten ausreisen. Der Grenzübergang wird von EU-Beamten beobachtet, die Kontrollen nehmen ägyptische und palästinensische Grenzbeamte vor.
Gestern blieb der Übergang fünf Stunden lang geöffnet. Bis zum Jahresende soll die Öffnungszeit schrittweise bis auf zwölf Stunden ausgedehnt werden. Von kommendem Jahr an soll die Grenze dann rund um die Uhr passierbar werden. »Höchste Priorität ist momentan, dass die Regeln eingehalten werden und die Reisenden angemessen kontrolliert werden«, sagte De la Guardia.
Palästinensische Reisende bemängelten fehlende moderne Kontrollmethoden auf der ägyptischen Seite. Dies führe zu erheblichen Verzögerungen bei der Abfertigung. Zur Überwachung der Grenzkontrolle hat die EU bisher 15 Beamte aus Italien, Luxemburg, Dänemark und dem EU-Kandidatenland Rumänien entsandt. Die Einheit soll auf bis zu 70 Beamte aufgestockt werden.
Israel hatte seine Soldaten im September aus dem seit 1967 besetzten Gazastreifen abgezogen. Seitdem war der Grenzübergang in Rafah praktisch gesperrt. US-Außenministerin Condoleezza Rice hatte dann eine Einigung Israels und der Palästinenser über den Reiseverkehr ausgehandelt.
Israels Staatspräsident Mosche Katzav lehnte unterdessen eine Begnadigung des Palästinenserführers Marwan Barguti nach dessen Sieg bei partei-internen Vorwahlen ab. Die Begnadigung sei für humanitäre und nicht für politische Fälle bestimmt. Barguti war bei den Wahlen zur Listenaufstellung seiner Fatah-Organisation zum beliebtesten Politiker gewählt worden. Die regierende Fatah hate Kandidaten für die Ende Januar geplante Parlamentswahl gewählt.
Ein israelisches Gericht hatte Barguti zuvor wegen Anschlägen auf Israelis zu fünf lebenslänglichen Haftstrafen und weiteren 40 Jahren Gefängnis verurteilt.

Artikel vom 28.11.2005