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Wacker kontert Aufsteiger aus

Paderborn nach zweiter Niederlage in Folge Neunter - Schulp schießt 1:0

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Nein, von Kräfteverschleiß wollte Jos Luhukay nach der zweiten Niederlage in Folge nichts wissen. Die Ursache für die 1:3 (1:1)-Heimpleite gegen Wacker Burghausen ist für den Trainer des Zweitligisten SC Paderborn 07 ganz einfach erklärt: »Wir haben unsere Chancen nicht genutzt.«

Da sprach der Chef auf Paderborns Bank vor allem den ersten Durchgang an. René Müller (19.), Mehmet Dragusha (28.), Garry de Graef (37.) und Dennis Schulp (39.) vergaben mal wieder reihenweise beste Möglichkeiten. Das ist das ganz große Paderborner Problem in dieser Spielzeit, auch wenn der Neuling in 15 Partien bereits 26 Mal traf.
Letztgenannter konnte gestern zumindest einmal einnetzen: Ein Solo der allerbesten Qualität, in dem Schulp zunächst Vukovic tunnelte, danach Herzig versetzte, Torhüter Gospodarek ausguckte und dann zur frühen Führung (13.) einschoss. Das war Fußball der Extraklasse.
Paderborns variable Offensive wirbelte danach weiter, etwas Zählbares kam, wie erwähnt, nicht dabei heraus und das wird im Fußball fast immer bestraft. Allerdings ganz selten so schön: Nach einem Drescher-Eckball und einem Herzig-Kopfball war es Hrvoje Vukovic (35.), der mit einem Fallrückzieher den Ausgleich markierte. Ein Traumtor, das allerdings nur mit Unterstützung der SCP-Defensive fallen konnte. Für Vukovic fühlte sich nämlich niemand verantwortlich, so durfte der Kroate ungehindert in die Trickkiste greifen.
Ein toller Treffer, der Luhukay verständlicherweise wenig trösten konnte. Sein Fazit fiel wie gewohnt deutlich aus: »Wer so viele Möglichkeiten nicht mit einem Tor abschließt, darf am Ende keine Ansprüche auf einen Sieg anmelden.« Allerdings hatte auch Vukovic nur bis Minute 55 Freude am Spiel. Mit Verdacht auf Nasenbeinbruch musste er gehen.
Nach der Pause weckte erst Lukas Kruse seine Nebenleute auf. Sein gehaltener Foulelfmeter (67./Ronald Schmidt) brachte das insgesamt gute Zweitligaspiel wieder in Fahrt. Auch wenn es so richtig gefährlich nur noch in der Gegenrichtung wurde. »Wir haben uns kaum noch etwas erarbeiten können«, kritisierte Luhukay.
Zwei Konter, eingeleitet durch zwei überragende Diagonalpässe aus der Tiefe, machten deshalb die Gäste zu Siegern. Der eingewechselte Oliver Fink (78.) und Marek Krejci (84.) schlossen die Angriffe erfolgreich ab, wobei beide vom guten Paderborner Schlussmann profitierten. Der hielt zwei Mal glänzend und stellte so für den quirligen Dragan Bogavac ein unüberwindliches Hindernis dar. Doch die Abpraller landeten bei Fink und Krejci, da war auch Kruse machtlos.
»Wir wurden heute mit unseren eigenen Waffen geschlagen. Normalerweise sind wir doch die Mannschaft, die den Gegner auskontert«, meinte ein enttäuschter Roel Brouwers. SCP-Präsident Wilfried Finke sprach hinterher von einem nicht schönen, aber äußerst effektiven Fußball der Gäste, die das auch mit Zahlen belegen. Für Wacker war's der dritte Auswärtssieg in Folge und der dritte gegen einen Aufsteiger. Auf die Offenbacher Kickers (3:1) und Eintracht Braunschweig (2:1) folgte nun der SC Paderborn 07. Insgesamt 14 Punkte aus acht Auswärtsspielen sind eine Bilanz, die höheren Ansprüchen genügt, wenn da nicht Burghausens eklatante Heimschwäche (nur ein Dreier) wäre. Markus Schupp hat dafür nur diese Erklärung: »Wir tun uns auswärts leichter.«
Schwerer tut sich da der SC Paderborn. Allerdings nicht, wenn es Richtung Osten geht. In Dresden und Cottbus punktete der SCP dreifach, am Freitag geht's wieder in die neuen Länder. Diesmal heißt der Gastgeber Erzgebirge Aue.

Artikel vom 05.12.2005