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Ein Adventseinkauf im
dichten Schneetreiben

Handel geht optimistisch in die Weihnachtszeit


Von Michael Diekmann
und Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). Der Einzelhandel im Oberzentrum hat am ersten langen Samstag den Adventseinkauf mit einem »blauen Auge« und mit dickem Schnee auf der warmen Mütze absolviert. Thomas Kunz, Sprecher der City-Kaufleute: »Verglichen mit anderen Landesteilen haben wir in OWL wirklich gut abgeschnitten.« Immerhin hatte Kunz via Kontakt zu seinen Karstadt-Kollegen im Lande in Erfahrung gebracht, dass in Städten wie Recklinghausen und Münster an stimmungsvollen Weihnachtseinkauf nicht zu denken war.
Bielefelds Innenstadt präsentierte sich dafür in einer märchenhaften Anmutung, in Lichterglanz, tanzenden Schneeflocken und verlockenden Düften auf dem großen Weihnachtsmarkt. Der lockte viele Bielefelder, aber angesichts kritischer Straßenzustände weniger Pendler aus dem Umland. Viele hätten den großen Adventseinkauf in Bielefeld auf das nächste Wochenende verschoben, vermutet Stefan Genth.
Der Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes berichtet von guter Nachfrage nach warmen Wintersachen, nach Skisportartikeln und nach Unterhaltungselektronik.Neben Handy und Digitalkamera ist im Advent 2005 der Fernseher neuester Generation ein Verkaufsschlager. Flachbildschirme sind günstiger geworden, gleichzeitig ist das Interesse auf dem Markt einmal mehr gestiegen. Fachmärkte für Unterhaltungselektronik waren deshalb besonders gut besucht.
Viel zu tun gab es auch in den Buchhandlungen. Während Buchhändler-Azubis wie Caroline Blänkner (21) bei Thalia Fragen nach beliebten Roman- und Krimititeln beantwortete, tauchten viele Bielefelder bei Schneegestöber vor der Tür lieber in das Land der Literatur und der farbigen Bildbände ein, stöberten und studierten in gemütlichen Sitzecken oder genossen im Café ein heißes Getränk. Überhaupt setzten viele Bielefeld-Besucher am ersten langen Samstag nicht nur auf Einkauf, sondern auch auf Genuss.
Der tiefverschneite Rahmen lässt den Weihnachtsmarkt in City und Altstadt besonders schön und stimmungsvoll wirken. Und weil die Adventszeit dank Kalendermathematik in diesem Jahr ausnahmsweise fünf volle Wochen dauert, bleiben für die Einkäufe noch genügend Gelegenheiten. Kunz: »Die Grundstimmung im Handel ist nicht schlecht. Und die Kunden haben ja Zeit, bis die Straßen wieder frei sind.«
Das war zumindest am Samstag eine Frage der Zeit: Bereits kurz vor 16 Uhr setzte heftiger Schneefall ein und sorgte bei den meisten Citybesuchern für einen rutschigen Heimweg per Auto. Gut angenommen waren in Bielefeld pfiffige Ideen wie die hauseigene Kundengarderobe bei Karstadt und die Kinderbetreuung der Altstadtkaufleute, die das Johanneswerk mit Fachpersonal in der Beratungsstelle Elsa-Brändström-Straße bis 20 Uhr anbietet (inklusive Eikaufsvergütung).
Dass bei Karstadt in der Bahnhofstraße am Samstag nach dem Einkauf überhaupt elektronisch kassiert werden konnte, und zwar unkompliziert, verdankten die Kunden dem Nachteinsatz von Elektronikspezialisten. Die mussten Rechnerteile ersetzen, die nach den kurzen Stromausfällen in der Bielefelder City am Freitag kurzerhand den Betrieb eingestellt hatten.

Artikel vom 28.11.2005