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Kinder wie Tim
besser schützen

Koalition will Problemfamilien helfen

Berlin (dpa). Nach einer Reihe von Todesfällen durch Gewalttaten an Kindern will die Bundesregierung künftig früher eingreifen, wenn Eltern überfordert sind.Ursula von der Leyen will Kinder besser schützen.

»Der Staat muss von Anfang an dafür sorgen, dass auch Kinder wie Tim oder Jessica einen sicheren Hafen bekommen«, erklärte Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU).
Bisher kümmere sich der Staat nicht genügend um Kinder, die auf der Schattenseite des Lebens aufwüchsen. »Je früher wir Systeme haben, die sagen: ÝHalt, hier geht etwas nicht in die richtige Richtung!Ü, um so besser«, sagte von der Leyen.
Frauenärzte und Beratungsstellen müssten Problemfamilien identifizieren und ihnen kostenlose Unterstützung anbieten. Dieses Verfahren sieht ein Modellprojekt in Niedersachsen vor, dessen bundesweite Einführung die Familienministerin nun prüfen will.
Zehn Millionen Euro seien nach dem Koalitionsvertrag zur Förderung von Kindern mit sozialen und gesundheitlichen Risiken veranschlagt. »Mit dem Geld werden wir vorwiegend Modellprojekte fördern«, sagte von der Leyen. Auf Bundesebene solle so schnell wie möglich ein Kompetenzzentrum entstehen, das gute Ansätze aus den Ländern wie etwa soziale Frühwahrsysteme in Nordrhein-Westfalen und aus Kommunen verknüpfen.
Der Vizepräsident des Deutschen Kinderhilfswerks, Joachim von Gottberg, hat sich für eine gesetzliche Pflicht zur Vorsorgeuntersuchung beim Kinderarzt ausgesprochen
Er sagte: »Das würde schon eine Menge bringen. Ein Arzt merkt, ob ein Kind unterernährt oder traumatisiert ist, er untersucht auch die geistige und psychologische Entwicklung.« Um Misshandlungen wie im Hamburger Fall Jessica frühzeitig zu erkennen, sollten Eltern dazu verpflichtet werden, in regelmäßigen Abständen zum Kinderarzt zu gehen.
In einer repräsentativen Umfrage sprach sich auch eine Mehrheit von 75 Prozent der Befragten dafür aus, regelmäßige Besuche von Kindern beim Kinderarzt gesetzlich vorzuschreiben. Das ergab eine Studie von TNS Infratest im Auftrag des »Spiegel«.

Artikel vom 28.11.2005