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Gewinner und Verlierer
der Globalisierung

Ideenwerkstatt bei Burschenschaft Normannia-Nibelungen

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Die Welt (und mit ihr Deutschland) steht unmittelbar vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch. Abhilfe verspricht nur die Freiwirtschaftslehre. Zu einer »Ideenwerkstatt« abseits der political correctness trafen sich Verbindungsstudenten und Gäste auf dem Haus der Burschenschaft Normannia-Nibelungen.

»In fünf Jahren haben wir den Bankrott des Kapitalismus' hinter uns. Nur Russland und China - die einzigen geschlossenen Volkswirtschaften -, das heißt, deren Werte und Kultur, überleben den globalen Crash«, erklärte Prof. Eberhard Hamer (73), Leiter des Mittelstandsinstituts Niedersachsen.
Im Mittelpunkt seines Vortrags auf dem Verbindungshaus an der Schloßhofstraße stand die Frage nach Gewinnern und Verlierern der Globalisierung. »Es ist in erster Linie die Hochfinanz mit der US-Administration in ihrem Gefolge, die von der durch kein Rechtssystem zu kontrollierende Globalisierung profitiert«, sagte Hamer. »Derzeit steigt man in den entsprechenden Netzwerken von Geldwerten auf Sachwerte um, kauft also, was zu kriegen ist, um beim Zusammenbruch des Dollars nicht auf wertlosem Papier sitzenzubleiben.«
Auf der Verliererseite stehe der Mittelstand - »in Deutschland 80 Prozent aller Firmen« - und der Bürger, weil beide ortsgebunden wirtschaften müssten und keine Möglichkeit zu Kapital- und Steuerflucht besäßen. Die Globalisierung vernichte zudem die alte nationale Solidarität und entdemokratisiere die Gesellschaft. »Der Staat verliert seine Legitimation, wird in Gestalt des Fiskus' zum Räuber und zementiert die Herrschaft von oben«, meinte Hamer. Über zentrale Dinge entscheide längst nicht mehr der Souverän (das Volk), sondern eine weltweit operierende Machtelite mit den USA vorneweg.
Einführend hatte Prof. Johannes Jenetzky (68), Vorsitzender des Deutschen Freiwirtschaftsbundes und ehemaliger Dozent für Steuerrecht, einen Ausweg aus dem - auch nach seiner Ansicht unmittelbar bevorstehenden Zusammenbruch -Ê skizziert: die Freiwirtschaft. Diese suche einen Ausweg aus den zyklisch wiederkehrenden Krisen des Kapitalismus', indem sie das gegenüber dem Sachkapital unverhältnismäßig schnell wachsende Geldkapital wie eine normale Ware behandle. Eine Umlaufgebühr auf Geld verhindere seine Anhäufung bei wenigen Superreichen; in der Freiwirtschaft gehe das Geld auf die Suche nach Arbeitskräften, nicht umgekehrt.
»In der Freiwirtschaft ist gesundes Wachstum möglich, während das Wachstum alter Prägung auf den Kollaps zusteuert«, sagte Jenetzky. Immer wiederkehrende Zusammenbrüche hätten stets nur durch Krieg oder Ausplünderung von Dritt- und Zweitweltstaaten verhindert werden können - in der letzten Krise sei der Ostblock kollabiert.
Abschließend sprach der Politologe Dr. Johannes Rogalla von Bieberstein (65) über »Kapitalismus im Lichte von Verschwörungstheorien«. Wie bereits in seinem Buch: »Jüdischer Bolschewismus: Mythos und Realität« versuchte der ehemalige Bibliothekar der Uni Bielefeld anhand zahlreicher Beispiele zu zeigen, dass Europas Außenseiter, die Juden, im Sozialismus/Kommunismus einen Ausweg aus ihrer Misere gesehen hätten. Dies habe den Hass in der Bevölkerung bis zur NS-Judenvernichtung gesteigert.

Artikel vom 29.11.2005